© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/07 15. Juni 2007

Die Pracht des bunten Tuchs
Fahnen und Flaggen: Eine Ausstellung im DHM
Karlheinz Weissmann

Farben der Geschichte" ist ein prächtiger Titel für eine Ausstellung über Fahnen und Flaggen, und das Deutsche Historische Museum kann diesen Anspruch erfüllen, weil es über eine der größten Fahnensammlungen Europas verfügt. Das Spektrum reicht von der Reiterstandarte des 17. Jahrhunderts bis zu den schwarzrotgoldenen Fanartikeln der letzten Fußballweltmeisterschaft. Der Schwerpunkt liegt bei den Feldzeichen, aber auch die verwickelte Geschichte der deutschen Nationalflagge wird thematisiert, und einige besonders aufwendige Stücke repräsentieren die reiche Tradition deutscher Vereinsfahnen. Was die älteren Exponate angeht, so kann das DHM auf die Bestände des Zeughauses zurückgreifen, in dem nicht nur Fahnen und Standarten des Kurfürstentums Brandenburg, des Königreichs Preußen, dann des deutschen Kaiserreichs aufbewahrt wurden, sondern auch Beutestücke aus siegreichen Kriegen, die es etwa erlauben, französische Regimentsfahnen aus der napoleonischen Zeit zu zeigen.

Kenner der Materie und interessierte Besucher, die sich vor allem an der Optik des bunten Tuchs erfreuen wollen, werden in jedem Fall auf ihre Kosten kommen. Das gilt aber nicht für den, der Fahnen und Flaggen als Überreste der Geschichte sachgerecht gedeutet haben möchte. Man könnte die Unvollständigkeit und Einlinigkeit, in der die Ursprünge und die Geschichte dieser Symbolform dargestellt wird, vielleicht hingehen lassen, wenn man nicht noch die Reste des DDR-Jargons ("Deutschland des Faschismus") samt unkritischer Präsentation des proletarischen Mythos der roten Fahne von Kriwoj Rog sowie die größeren und kleineren Schlampereien in den Beiträgen des Katalogs ertragen müßte. Insgesamt bleibt der Eindruck also ambivalent und vorherrschend das Gefühl, daß hier eine Gelegenheit verschenkt wurde.

Die Ausstellung ist bis zum 9. September im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums, Unter den Linden, täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Katalog mit 96 Seiten kostet 10 Euro.


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