© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

"Nichts außer Selbstzweifel"
Dokumentation: Auf der vergeblichen Suche nach den "No-Go-Areas"

Im Sommer 2006 reiste der mexikanischstämmige US-Wissenschaftler Gregory Rodriguez nach Deutschland, um den "No-Go-Areas" nachzuspüren. Wir dokumentieren Auszüge aus seinem Bericht:

"Alles begann damit, daß der ehemalige Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye nichtweiße Touristen davor warnte, Gegenden zu besuchen, die er 'No-Go-Areas' nannte, sie könnten diese vielleicht 'nicht mehr lebend verlassen' ... Die dadurch in Deutschland entstehende, händeringende Debatte machte mich neugierig ... Ich mietete einen Mercedes und fuhr nach Osten bis zur polnischen Grenze, dann nach Norden bis zur Ostsee - auf der Suche nach den Neonazis."

"Was ich entdeckt habe ist: Die 'No-Go-Kontroverse' ist absurd ... Ich begann mich zu fragen, ob die Sache vielleicht weniger mit dem Wunsch zu tun hatte, nichtweiße Besucher zu schützen, als mit der deutschen Vorliebe, sich in dem zu ergehen, was die Deutschen 'Selbstzweifel' nennen."

"Als ich nach Berlin zurückkehrte, besuchte ich Anetta Kahane, Leiterin der anti-rechten Antonio-Amadeu-Stiftung. Sie sagte mir, sie sei gar nicht erstaunt, daß ich keine Neonazis getroffen habe: 'Ihre Chance, angegriffen zu werden ist zwar 25 Mal so hoch wie in West-Berlin', meinte sie, aber höchstwahrscheinlich, so erklärte sie, werde man überhaupt nicht angegriffen."

"Ich sage nicht, daß man sich in Deutschland nicht um Neonazi-Aktivitäten sorgen sollte ... Auf jeden Fall, ich erfuhr keine Gewalt, keine abschätzigen Blicke, nichts. - Nur den deutschen Selbstzweifel."

 

Gregory Rodriguez ist Irvine Senior Fellow der New America Foundation in Washington, D.C. Er publiziert in zahlreichen Zeitungen wie der New York Times, dem Wall Street Journal oder der Washington Post. Die dokumentierten Passagen entstammen seinem Text "German Angst and Cup Fever" aus der Los Angeles Times vom 4. Juni 2006.


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