© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

UMWELT
Greenpeace ohne Stern bei Lidl
Volker Kempf

Lebensmittelketten haben oft eigene Kundenmagazine, Edeka zum Beispiel Mit Liebe. Das Heft hat 50 Seiten, erscheint vierteljährlich zu Themen wie Gesundheit oder Kochen und kostet den Konzern Geld für Papier, Druck und Redaktionsmitglieder. Lidl hat so ein kostenloses Kundenmagazin nicht. Der Neckarsulmer Konzern bietet derzeit neben der Bild-Zeitung nur das Greenpeace-Magazin zum Kauf an. Warum auch nicht? Das Boulevard-Magazin "Stern-TV" weiß die Antwort: Lidl zahlt beim Greenpeace-Magazin auch für alle nicht verkauften Exemplare, die dann zum Großteil in der Papiertonne landen. Gute Idee, aber schlecht ausgeführt? Man könnte es auch so sehen: Nicht verkaufte Exemplare gleich in die Papiertonne zu schmeißen, ist ökologischer, als zusätzlich noch den ökologisch aufwendigen Rückweg zum Vertrieb zu gehen.

Das müßte nur entsprechend kalkuliert werden. Alle könnten gewinnen. Aber so weit hat man bei Lidl und Greenpeace nicht gedacht. Jedenfalls kam auf Anfrage der JF bei Lidl kein entsprechender Hinweis. Die Angelegenheit bleibt ungewöhnlich und nährt Spekulationen über Gegenleistungen. Sind die mittlerweile guten Greenpeace-Öko-Test-Ergebnisse für Produkte, die Lidl verkauft, als "Deal" mit Greenpeace abzutun? Das wäre böswilliger Journalismus. Für diese Behauptung müßte man schon Belege anbringen, doch das kann auch "Stern TV" nicht. Lidl und Greenpeace wären aber gut beraten, weniger Raum für Spekulationen feilzubieten - im eigenen Interesse. Gegen ein Greenpeace-Magazin im ansonsten spärlichen Zeitschriftenangebot ist an sich nichts einzuwenden, Lidl kann schließlich verkaufen, was es will. Vielleicht wird in diesem Fall auch nur Neid geweckt, nicht nur beim Stern.


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