© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 26/07 22. Juni 2007

Frisch gepresst

Sozialismus von morgen. "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf", reimte noch am 15. August 1989 das SED-Zentralorgan Neues Deutschland, was kaum ein Jahr später nur noch als komische Klamotte gedeutet werden mußte. 17 Jahre später, erst recht nach der Neuformierung mit saarländischer Schützenhilfe und prognostizierten Wählerzuwächsen, wittern die alten Genossen plötzlich wieder Morgenluft. So veranstalteten die PDS-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Altkader-Reserve "Helle Panke" im November 2006 eine Tagung mit dem Titel "Sozialismus im 21. Jahrhundert. Probleme und Perspektiven in Wirtschaft und Gesellschaft". Die Aufsätze widmeten sich jedoch primär weniger zukünftigen Perspektiven als vielmehr der Aufarbeitung der "Erfahrungen und Schlußfolgerungen" aus dem letzten Sozialismus-Projekt - der untergegangen DDR -, was allein die Beiträger-Riege der Ex-SED-Nomenklatura von Christa Luft, Klaus Steinitz oder Hans Modrow begründet. Der mitgelieferten Kapitalismusschelte wird dabei kaum eine realistische Vision entgegengehalten. So will die Vereinbarkeit von propagierten internationalistischen Sozialismuskonzepten mit den beklagten "neoliberalen" Auswüchsen der globalisierten Welt nicht so recht einleuchten (Heinz Dieterich, Hans Modrow, Klaus Steinitz, Hrsg.: Sozialismus im 21. Jahrhundert. Erfahrungen aus Vergangenem und Gegenwärtigem - Vorstellungen für die Zukunft. Kai Homilius Verlag, Berlin 2007, gebunden, 142 Seiten, 9,90 Euro).

Polen. Die etwas anmaßende Forderung des momentanen EU-Hauptsozialfalls Polen nach mehr Gewicht in der Union zuungunsten seines Mentors und Großsponsors diesseits der Oder dürfte das ohnehin nicht spannungsfreie Verhältnis zu Deutschland weiter verschlechtern. So wird dem in Darmstadt ansässigen Deutschen Polen-Institut noch mehr Gewicht zukommen, um zukünftige Kommunikationsprobleme minimieren zu helfen. Nicht nur den oft allzu naiven Kräften im Berliner Außenministerium böte zum Beispiel das neueste "Jahrbuch Polen 2007" (Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007, broschiert, 240 Seiten, 11,80 Euro) Anlaß, polnische Befindlichkeiten besser deuten zu können. Dieses widmet sich der "Stadt", womit gleichzeitig der besonders in Polen verstärkt zutage tretende Kontrast zwischen den prosperierenden Städten Posen, Breslau, Danzig oder Krakau und den immer weiter abgehängten Regionen beleuchtet wird.


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