© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/07 29. Juni 2007

Bärenfalle Afghanistan
von Erhard Haubold

Hearts and minds" werden in Afghanistan schon lange nicht mehr gewonnen. Jeden Tag wächst die Wut auf die fremden "Besatzer", die in diesem Jahr bereits mehr getötete Zivilisten zu verantworten haben als die Selbstmordattentäter der Taliban. Die deutliche Kritik des Präsidenten Karzai war ein Hilfeschrei: Der Westen läuft Gefahr, in die gleiche "Bärenfalle" zu tappen wie die Sowjetunion, die 1989 ihren letzten Soldaten schmählich abziehen mußte.

Auf die erste Petersberg-Konferenz im Herbst 2001 müßte jetzt eine zweite folgen, auf der die Bundesregierung härter zu verhandeln hätte, auf der sie einen größeren Einfluß auf Strategie und Taktik der Amerikaner am Hindukusch erreichen müßte - schließlich stellt die Bundeswehr dort 3.000 der insgesamt 37.000 Nato-Soldaten und ist Deutschland unter allen westlichen Nationen die beliebteste.

Zu sprechen wäre auch über massive Fehler. Weil die internationale Sicherheitstruppe Isaf auf Wunsch der Amerikaner jahrelang nur in Kabul patrouillieren durfte, kam die Entwicklung auf dem Land nicht voran. Weil die Amerikaner bevorzugt mit den Warlords der Nordallianz arbeiten, fühlen sich die Paschtunen (mehr als ein Drittel der Bevölkerung) bis heute vernachlässigt. Ohne sie aber kann Afghanistan nicht regiert werden. Schließlich: Gefoltert, die Menschenrechte und die Genfer Konventionen verletzt haben die Amerikaner von Anfang an. Vor allem die rot-grüne Bundesregierung hat dazu lautstark geschwiegen. Auch damit sollte es jetzt ein Ende haben.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen