© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 27/07 29. Juni 2007

Meldungen

Musterung: Religion und Evolutionslehre

FRANKFURT/MAIN. Für 2009, wenn sich der Geburtstag von Charles Darwin zum 200. Mal jährt, erwartet Thomas P. Weber eine bislang beispiellose Erhitzung der Debatten über das Spannungsverhältnis zwischen Religion und Wissenschaft (Neue Rundschau, 2/07). "Der Atheismus", der seine Argumente schon immer aus den Naturwissenschaften bezogen habe, halte sein Pulver bis dahin aber keineswegs trocken. Richard Dawkins' evolutionsbiologisch gestützter atheistischer Bestseller "Der Gotteswahn" (2006) gebe genauso einen plastischen Eindruck von der Militanz der Polemiken wie die Publizistik der "Kreationisten". Um den Horizont etwas zu erweitern und von den ineinander verbissenen US-Atheisten und US-Evangelikalen fortzukommen, beleuchtet Weber das Verhältnis anderer, auch nicht-theistischer Religionen zu den Naturwissenschaften. Der Katholizismus habe aus dem "Fall Galilei" gelernt. Schon zu Darwins Lebzeiten habe der Vatikan "außerordentlichen Pragmatsimus" bewiesen. Die Evolutionslehre sei "nie offiziell verurteilt" worden. Das Judentum deklarierte bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die Vereinbarkeit von Glauben und Evolution, doch scheine gerade das US-Judentum unter dem Eindruck der aggressiven Kreationisten-Kampagnen leicht zum "intelligent design" zu neigen. Im Islam findet sich ein weites Spektrum zwischen Indifferenz und offener Feindseligkeit. Das Agitationszentrum des "islamischen Kreationismus" finde sich nicht etwa im Iran, sondern in der Türkei. Der Buddhismus Thailands hingegen rezipiere die Evolutionslehre und wende die Erkenntnisse Darwins religionskritisch gegen das Christentum. Weber sieht hier einen Ansatz, um Religion und Wissenschaft als einander nicht ausschließende Welterklärungsmodelle, als gegeneinander abgeschlossene "Sprachspiele" (Wittgenstein) bestehen zu lassen.

 

Die ausgebremste ökologische Agrarwende

BONN. Im vergangenen Jahr setzte die heimische "Biobranche" 4,5 Milliarden Euro um. Damit ist Deutschland europaweit der größte Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel. Trotzdem kann von goldenen Zeiten für Biobauern keine Rede sein, wie Hartmut Netz in seiner Bilanz der "Agrarwende" befindet (Naturschutz heute, 2/07). Tatsächlich hinkt die deutsche Landwirtschaft der immens gestiegenen Nachfrage nach Bioprodukten hinterher. Denn nur knapp fünf Prozent der Wiesen und Äcker werden ökologisch bewirtschaftet. Die von der Schröder/Fischer-Regierung angestrebten 20 Prozent bleiben damit auch mittelfristig utopisch, zumal die jetzige schwarz-rote Koalition keinen Förderungsbedarf mehr sehe. Was dem Verbraucher fehlt, erhält er daher zunehmend von ausländischen Öko-Produzenten, die jetzt schon zwei Drittel der hierzulande konsumierten Bioware herstellen. Die EU scheint diese Tendenz noch unterstützen zu wollen. Tritt 2009 eine Novelle der EU-Öko-Verordnung in Kraft, stünde die Tür für "zweitklassige Billigprodukte aus dem fernen Ausland" noch weiter offen. Abgesehen davon, daß der Transport-aufwand die Ware kaum noch als ökologisch qualifiziert, kollidieren solche Entwicklungen mit den Kundenbedürfnissen: Denn seit kurzem dominiere bei deutschen Konsumenten zunehmend die "Lust auf Regionales", weil es "nach Heimat schmeckt".

 

Erste Sätze

Wenn einst unsere Kultur als etwas Abgeschlossenes vor der Zukunft liegt, steht die deutsche Theologie als ein größtes und einzigartiges Ereignis in dem Geistesleben unserer Zeit da.

Albert Schweitzer: Von Reimarus zu Wrede. Eine Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, Tübingen 1906.


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