© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/07 06. Juli 2007

UMWELT
Keine saubere Energielösung
Volker Kempf

Die Satire-Zeitschrift Pardon war in den 1970er Jahren eine Impulsgeberin für die Anti-Atom-Diskussion. Die Leserschaft wurde daher im Mai 1976 vom Bundesforschungsministerium per Großanzeige gezielt angesprochen. Forschungsminister Hans Matthöfer (SPD) gibt Antworten auf Fragen zur Atomenergienutzung: "Wer ist für den Bau von Kernkraftwerken verantwortlich?" Antwort: "Die Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen". "Ist es nicht wichtiger, Energie zu sparen" und auf "Alternativen" zu setzen? Antwort: Sparen allein genüge nicht, weil es einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch gebe. Was nicht dabeisteht, ist, daß ein höheres Wirtschaftswachstum angesetzt als erreicht wurde. Daher wurden einige geplante AKW - wie jenes in Wyhl - überflüssig.

Was die Alternativen betrifft, engagiere sich das Forschungsministerium in der Förderung besserer Kohleabbautechniken, der Nutzung von Sonnen- und Windenergie sowie der Geothermie. Das reiche aber nicht für die Energieversorgung bis zum Jahr 2000, hieß es. Nun ist 2007. Mit weniger AKW als 1976 geplant fuhr Deutschland energiepolitisch nicht schlecht. Sonnen- und Windenergie werden heute intensiv genutzt, decken den Energiebedarf aber auch nur zu einigen Prozent und sind witterungsabhängig. Die Geothermie steckt noch in der Pionierphase. Damit gilt weiterhin Matthöfers Einschätzung, daß sich mit Alternativenergien und Einsparungen der Energiebedarf nicht decken läßt. Ob deshalb die Atomkraftausbaupläne von 1976 wieder aus der Schublade geholt werden sollten, ist damit aber noch nicht gesagt; wohl aber gibt es noch immer keine saubere Lösung, denn Kohle und Erdgas sind klimaschädlich.


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