© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 30/07 20. Juli 2007

LOCKERUNGSÜBUNGEN
Abschottung
Karl Heinzen

Die Regierungen der demokratischen und marktwirtschaftlichen Hemisphäre verkünden zwar allesamt mehr oder weniger lautstark, sie würden den Prozeß der Globalisierung nach Kräften fördern. In der Praxis verhalten sie sich aber weiterhin oft so, als hätten sie immer noch die Interessen von Staaten im klassischen Sinn zu vertreten.

Selbst die US-Regierung, die doch aus der universalistischen Tradition ihres Landes heraus ansonsten nur ungern zwischen dem Wohlergehen der Amerikaner und jenem der übrigen Menschen unterscheiden möchte, macht hier leider keine Ausnahme. Anstatt sich darüber zu freuen, daß viele der in den USA ansässigen Unternehmen überaus attraktiv sind, legen sie "ausländischen" Investoren, die mit dem Gedanken spielen, diese zu übernehmen, Steine in den Weg.

Dabei sollten doch gerade die Amerikaner am besten wissen, daß es nur Unfrieden stiftet, wenn man meint, den transnationalen Verkehr einer freien Weltwirtschaft behindern zu wollen: Sie selbst standen schließlich in den vergangenen 120 Jahren selbst oft genug in vorderster Reihe, wenn es darum ging, die Freiheit des Austausches von Waren, Menschen, Dienstleistungen, Ideen und Meinungen notfalls sogar mit militärischen Mitteln durchzusetzen.

An Vorwänden für staatliche Restriktionen gegen landesfremde Direktinvestoren mangelt es natürlich nicht, und allen anderen voran ist es wieder einmal die heilige nationale Sicherheit, die es angeblich gebieten würde, daß der Staat sogenannte Schlüsselindustrien davor bewahrt, in das Eigentum von Personen oder Institutionen überzugehen, die man für anrüchig hält. In diesem Verdacht stehen aber nicht allein die bekanntermaßen sowieso an Coups ganz anderer Art interessierten Osama bin Ladens dieser Welt, sondern auch manche, die sich eigentlich für Freunde der Amerikaner halten. So wurde im vergangenen Jahr die Übernahme einiger US-Häfen durch die Gesellschaft Dubai Ports World verhindert, bloß weil diese Staatsbesitz der Vereinigten Arabischen Emirate ist.

Immerhin ist die nun vom US-Parlament beschlossene Verschärfung der Investitionskontrollen wenigstens gegen einen strategischen Gegner gerichtet: Die Chinesen haben Devisenreserven in Höhe von 1.200 Milliarden Dollar angehäuft, und es besteht der Verdacht, daß sie diese auch für Unternehmenskäufe in den USA einsetzen wollen. Allerdings haben sie dieses Vermögen im marktwirtschaftlichen Sinne rechtmäßig erworben. Warum sollten sie daher nicht nach eigenem Ermessen über es verfügen dürfen?


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