© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/07 27. Juli / 03. August 2007

Ohne Profil
CDU: Schönbohm beklagt Abkehr vom Konservatismus
Peter Möller

Die CDU hat nach Ansicht des brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm (CDU) an konservativem Profil verloren. Die Partei beschäftige sich heute weniger mit konservativen Themen als noch vor drei Jahren und laufe Gefahr, ihre Stammwähler zu verlieren, sagte er der Welt.

"Das Programm ist so ausgestaltet, daß sich dort jeder wiederfinden kann. Wenn wir aber beliebiger werden und weniger deutlich wahrnehmbar, gewinnen wir in der Großstadt nichts dazu und verlieren auf dem Land", sagte Schönbohm, der auf dem Bundesparteitag der CDU im vergangenen Dezember nicht mehr ins Parteipräsidium gewählt worden war. Er sehe derzeit keine Persönlichkeit, die den Konservatismus in der Partei wiederbeleben könnte.

Mit dem Erstarken der Linkspartei stelle sich die Frage: Was habe die CDU dagegen zu setzen? "Wenn es möglich war, aus Unzufriedenheit heraus eine Linkspartei zu gründen, müssen wir aufpassen, daß wir nicht durch Konturlosigkeit rechts zuviel aufgeben", warnte der Minister. Er halte es für schwierig, eine solche Parteigründung auf konservativer Seite wiederholen zu können. "Ich sehe niemanden, von dem ich glaube, daß er das tun könnte", sagte Schönbohm, der allerdings nicht davon ausgeht, daß sich der Konservatismus überlebt hat: "Wenn ich mich mit meinen Kindern, meinen Enkeln und deren Freunden unterhalte, dann habe ich das Gefühl: da wächst etwas nach. Die suchen nach Orientierung, nach Gemeinsamkeit, nach Verbindlichkeit. Das gibt Hoffnung."

Grundlage des konservativen Denkens sei für ihn das christliche Menschenbild mit der Einmaligkeit, aber auch mit der Eigenverantwortlichkeit des Menschen. "Für mich ist konservativ, daß wir das fortschreiben, was sich im Leben bewährt hat und es nur dann ändern, wenn wir wissen, es gibt etwas Besseres", sagte Schönbohm. Der Konservative gehe aus von der Unverwechselbarkeit, aber auch von der Entscheidungsfreiheit des Menschen, so zu leben, wie er wolle.


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