© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/07 10. August 2007

Gabriele Kuby
Die Streiterin
von Christian Vollradt

Spätbekehrte haben im Christentum stets besonders fasziniert: Das mag daran liegen, daß sie oft nach einem vehementen Glaubenserlebnis ihren Lebenswandel abrupt geändert haben; oder daß sie häufig mit besonderer Verve für ihren neuen Glauben kämpfen.

Vielleicht läßt sich so auch das Engagement der katholischen Publizistin Gabriele Kuby deuten (www.gabriele-kuby.de), die mit ihrem aktuellen Buch "Verstaatlichung der Erziehung. Auf dem Weg zum neuen Gender-Menschen" gegen die zerstörerischen Folgen einer "post-christlichen, säkularen Kultur" angeht (JF 27/07). Denn auch Kuby stellt über sich selbst fest, sie habe zu lange "Gott auf den Wegen des Zeitgeistes gesucht und nicht gefunden".

Mit zwanzig Jahren kommt die 1944 in Bayern Geborene als Soziologiestudentin an die Freie Universität Berlin. Die erste Demonstration, an der sie dort teilnimmt, ist eine für ihren Vater, den linken Schriftsteller und Journalisten Erich Kuby. Der hatte mit seinem Eintreten für die Anerkennung der DDR gegen den damals noch allgegenwärtigen antikommunistischen Konsens im Westen verstoßen und sollte nach Meinung der Universitätsleitung nicht vor den Studenten sprechen dürfen.

Als Tochter von "dem Kuby" wird sie dann in den AStA gewählt und erlebt das Aufbrechen der Studentenunruhen mit. Sie gehört zu den Organisatoren der Anti-Schah-Demonstration 1967, die durch den Tod des Kommilitonen Benno Ohnesorg traurige Berühmtheit erlangen und zum einschneidenden Datum für die späteren Achtundsechziger wird. Im Gegensatz zu vielen anderen dieser Generation bedeutete die Teilnahme an der Protestbewegung für Gabriele Kuby aber kein Aufbegehren gegen die Eltern: "Ich ging da mit - als brave Tochter meines Vaters", resümiert sie ihr damaliges Verhalten heute. Bereits nach dem Sommersemester 1967 wechselte Kuby ins beschauliche Konstanz, wo sie mit einer Magisterarbeit bei Ralf Dahrendorf ihr Studium abschloß.

Ihre "Suche nach Gott" hatte damit begonnen, daß sie mit acht Jahren auf eigenen Wunsch getauft wurde. Da die Familie protestantisch war, lag das evangelische Bekenntnis nahe. Die Mutter war gläubig, aber nicht kirchlich gebunden, der Vater eher ungläubig, wenn auch nicht kirchenfeindlich eingestellt. Doch als linke Studentin tritt Kuby wieder aus der Kirche aus. Sie heiratet, bekommt drei Kinder und bewegt sich in der Esoterik-Szene, übersetzt und publiziert "New Age"-Schriften und folgte den selbsternannten "Propheten der Selbstwandlung".

Der Entschluß, katholisch zu werden, entsprang keiner intellektuellen Überlegung, er war eine "Frucht des Gebets" während einer tiefen persönlichen Krise, so Kuby rückblickend. Dort, wo sie es am wenigsten vermutet habe, in der katholischen Kirche, habe sie "den offenen Weg zu Gott gefunden", und daraus schöpft sie ihre Kraft.

Die braucht sie auch im Kampf gegen "Gender Mainstreaming", die Sexualisierung von Kindern oder den Einzug des Okkultismus in Kinderbücher.


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