© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 34/07 17. August 2007

Zeitschriftenkritik: Journal Franz Weber
Die spinnen, die Doktoren
Werner Olles

Vor genau zwanzig Jahren erschien zum ersten Mal das Journal Franz Weber. Die aktuelle Ausgabe des Journals trägt nicht nur die Nr. 80, sondern fällt auch mit dem 80. Geburtstag seines Gründers, des Schweizer Natur-, Heimat- und Tierschützers Franz Weber, zusammen, der außer als Namensgeber auch als Herausgeber und Chefredakteur des viermal jährlich erscheinenden Blattes fungiert. Unter dem Motto "unabhängig, unerschrocken, kompromißlos in der Verteidigung der Wahrheit und spannend" greifen die Hefte auf jeweils ca. 40 Seiten Themen auf, die sonst kaum angerührt werden, stellen unbequeme und provozierende Fragen und verstehen sich als "Treffpunkt der freien Meinungen und Plattform des Dialogs par excellence".

So schreibt Jan Boni in einem Beitrag über die von Franz Weber initiierte eidgenössische Volksinitiative "Rettet den Schweizer Wald", daß der überwiegende Teil der Wälder "nicht mehr von den sorgenden Händen der Forstleute gepflegt, sondern den Bulldozern und Kettensägen der Holzindustrie ausgeliefert werden sollte". Dank der Initiative wurde die geplante Liberalisierung der Waldbewirtschaftung zwar teilweise gestoppt, da sie auch in Forstkreisen auf heftige Kritik stieß, doch läßt die Aussicht auf große Gewinne die betreffenden ultraliberalen Wirtschaftskreise nicht ruhen. Sie betrachten den Wald nur als "Holzvorrat", ohne das Leben darin, ohne seine mannigfaltigen Leistungen für die Menschen, ohne seine Faszination und Poesie und auch ohne die Arbeitsplätze, die er in Randgebieten erhält.

Über die Psycho-Manipulationsmethoden der sogenannten "Spin Doctors", rhetorisch-psychologisch geschulter Leute, die als "Kommunikations-Experten" im Hintergrund der Politik die Fäden ziehen und ihre Macht ausweiten, schreibt Judith Barben. Gegen diese im krassen Gegensatz zur direkten Demokratie nach Schweizer Verständnis stehende "geführte Demokratie" durch "zielgerichtete Abstimmungs-Informationspropaganda" hat sich nun die Volksinitiative "Volkssouveränität statt Behördenpropaganda" gegründet. Sie wird im Jahr 2008 das Volk und die Stände darüber abstimmen lassen, daß der Bundesrat sich wieder an geltendes Recht und direkt-demokratische Grundsätze hält und die Bürger objektiv und neutral über Abstimmungsvorlagen informiert. Es soll endlich Schluß damit sein, daß Politiker mit Hilfe von als "Kommunikationsberater" getarnten "Spin Doctors" unpopuläre "Reformpakete wie die Privatisierung von Nationalstraßen, die Entmachtung der Kantone oder die Abschaffung der freien Arztwahl weiterhin am Volk vorbeischmuggeln".

Auf der 14. Konferenz der CITES-Vertragsparteien - auch als Washingtoner Artenschutzabkommen bekannt - im Juni dieses Jahres in Den Haag, bei der Delegierte aus über 171 Ländern über bedrohte Tierarten verhandelten, machte sich die Fondation Franz Weber für die Rettung der afrikanischen Elefanten stark. Nach langwierigen und hitzigen Diskussionen gelang es, den Elfenbeinhandel für weitere neun Jahre zu suspendieren und dieser bedrohten Art ihre immerwährende Zugehörigkeit zum Welterbe zu sichern.

Anschrift: Fondation Franz Weber, Case postale. CH-1820 Montreaux. Das Jahresabonnement kostet 20 CHF. Internet: www.ffw.ch


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