© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/07 24. August 2007

Deutsche Interessen
von Michael Wiesberg

Daß die "Irakisierung" der Verhältnisse in Afghanistan auch nicht vor den dort engagierten Deutschen haltmachen wird, war abzusehen. Mehr und mehr werden deshalb jetzt auch Deutsche Opfer von Selbstmordattentätern oder Entführern. Entsprechend lautstark wird in diesem Zusammenhang immer wieder die höchst naive Forderung erhoben, "unsere Jungs" doch einfach aus Afghanistan abzuziehen.

Die Diskussion um diese Forderung ist so überflüssig wie unsinnig, weil sie die Realitäten nicht zur Kenntnis nehmen will. Diese Realitäten lauten: Wer die Hegemonialrolle der USA bejaht und sie als Garant für das Funktionieren einer offenen internationalen Wirtschaftsordnung für unabdingbar hält, wird in Kauf nehmen müssen, daß dafür Gegenleistungen ("burden sharing") zu erbringen sind. Die Bundesrepublik, für die außenpolitische und ökonomische Interessen mehr oder weniger deckungsgleich sind, erbringt diese Gegenleistung unter anderem in Afghanistan, wohlwissend, wie rigoros die USA auf die Verweigerung derartiger Gegenleistungen reagieren.

In diesem Sinne werden am Hindukusch in der Tat "deutsche Interessen verteidigt". Sich dort nämlich nicht mehr zu engagieren, hätte eine schwere Krise mit den USA zur Folge, wofür die Auseinandersetzungen wegen des deutschen Nichtengagements im Irak-Krieg ein Beispiel sind. Eine derartige Verweigerung kann sich Deutschland nicht noch einmal leisten. Die Regierungsparteien haben das begriffen. Unisono wurde die Afghanistan-Mission in den letzten Tagen verteidigt.


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen