© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 35/07 24. August 2007

Frisch gepresst

Anleitung zum Putsch. Der Titel des Gemeinschaftswerkes der britischen Autoren David Hebditch und Ken Connor (Wie man einen Militärputsch inszeniert. Von der Planung bis zur Ausführung. Ares Verlag, Graz 2007, gebunden, 224 Seiten, 19,90 Euro) könnte einem Giftschrank verfassungsfeindlicher Lektüre entstammen. Dabei beschreiben das langjährige Mitglied der auch mit geheimdienstlichen Aufgaben betrauten Eliteeinheit Special Air Service (SAS) Connor und sein journalistischer Sekundant Hebditch nur das im zwanzigsten Jahrhundert in den meisten Staaten der Erde bekannte Phänomen gewaltsamer Staatsstreiche. Aus der Analyse wichtiger Putsche von China 1911 über den 20. Juli 1944 bis zur Türkei (1960, 1971, 1980) oder die unzähligen meist militärischen Staatsstreiche in Lateinamerika und Afrika, die in den ersten Kapiteln des Buches in einem Tour d'horizon vorgestellt werden, schöpfen die Autoren klare Verfahrensmuster in der Durchführung. Im unnachahmlich sarkastischen Tonfall und ohne moralisierenden Pathos formen sie daraus eine Anleitung zum erfolgreichen Putsch, die von der Einkreisung des Präsidentenpalastes, der Besetzung wichtiger Ministerien und Medieneinrichtungen und Abriegelung von Ausfallstraßen auch keine Details wie die Rekrutierung geeigneten Personals oder die taktischen Richtlinien eines Fahrzeugkontrollpunktes unterschlägt.

 

Pforzheim. Das Gold-, Schmuck- und Uhrenstädtchen Pforzheim im Badischen hat nicht zuletzt durch sein Schicksal in den letzten Kriegsmonaten 1945 traurige Berühmtheit erlangt. Ein zwanzigminütiges Bombardement der britischen Royal Air Force mit fast 500.000 Brandbomben zusammen mit Sprengbomben und Brandkanistern entfachte in den engen Gassen einen Feuersturm, der die Stadt praktisch auslöschte und mehr als 17.600 Opfer forderte. Der frühere Stadtarchivar Stefan Pätzold beschreibt die Geschichte seit der Römerzeit bis zu dieser blutigen Zäsur, aus der nach dem Krieg der kaum geglaubte Aufbau zur heutigen 120.000-Einwohner-Stadt glückte - wenn auch mit dem Tribut einer reizlosen Beton-Architektur. Ärgerlich ist das auch von Pätzold nicht vermiedene Ritual eines politisch korrekten Exkurses, der "das Leid der Deutschen" als kausale Folge "des Schicksals der Opfer deutschen Weltherrschaftsstrebens" zu erklären versucht (Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim. G. Braun Buchverlag, Leinfelden-Echterdingen 2007, gebunden, 263 Seiten, 17,90 Euro).


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