© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/07 07. September 2007

Selektive Berichterstattung
Kriminalität: Wenn Deutsche Opfer ausländischer Gewaltäter werden, zeigen die überregionalen Medien selten Interesse
Josef Hämmerling

Die gewalttätigen Auseinandersetzungen am Randes eines Stadtfestes im sächsischen Mügeln (siehe Artikel auf dieser Seite) waren nicht die einzigen Gewalttaten, bei denen in Deutschland in den vergangenen Wochen Menschen verletzt worden sind. Während die Ereignisse in Mügeln in den Medien vielfach als das beste Beispiel für einen erstarkenden Rechtsextremismus in Deutschland, besonders aber in den östlichen Bundesländern, gewertet werden und in der Berichterstattung breiten Raum eingenommen haben, wurde anderen Gewalttaten, die sich fast zeitgleich ereigneten, kaum Beachtung geschenkt.

Was dabei auffällt: Sind Ausländer die Opfer und Deutsche die Täter, wird als Motiv fast automatisch häufig Rassismus unterstellt. Selbst wenn ein Ausländer von einem einzigen Deutschen angegriffen wird, wird überregional in den Medien berichtet. Ist das Opfer aber ein Deutscher und der oder die Täter Ausländer, dann findet man hierüber in vielen Fällen in den überregionalen Medien kaum etwas, selbst wenn die Folgen der Tat erheblich schlimmer sind.

Ein Beispiel für diese Art der selektiven  Berichterstattung spielte sich Ende August in Bonn-Bad Godesberg ab (JF 36/07). Etwa dreißig bis vierzig Ausländer hatten im Kurpark eine Gruppe Schüler des katholischen Aloisiuskollegs mit Baseballschlägern, Stöcken und Flaschen angegriffen und elf Schüler verletzt. Ein Ausmaß an Gewalt, daß sich mindestens mit den Vorfällen in Mügeln messen kann, die weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatten.

Leser des Bonner General-Anzeigers berichteten dem Blatt, es gebe seit Anfang der neunziger Jahre "gewalttätige Übergriffe in Bad Godesberg durch Ausländer". Obwohl eine Schlägerei, an der etwa sechzig bis achtzig Leute beteiligt waren, ja nun wirklich keine Alltäglichkeit ist und auch einen hohen Nachrichtenwert hat, wurde außerhalb Bonns so gut wie gar nicht hierüber berichtet.

Dabei gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was geschehen wäre, wenn dreißig bis vierzig Deutsche eine Gruppe ausländischer Schüler angegriffen hätten.

Ähnliches gilt für andere, willkürlich ausgewählte Vorfälle, die sich in den vergangenen Tagen, während die Diskussion um Mügeln eskalierte, ereignet haben: Laut einem Bericht der Polizei Steinfurt trat ein neunzehnjähriger Deutscher am vergangenen Sonnabend nachts vor die Tür einer Gaststätte und wurde von zwei Personen mit osteuropäischem Akzent angepöbelt. "Unvermittelt trat eine der Personen auf ihn zu und versetzte ihm einen Kopfstoß", heißt es in den Polizeibericht.

Die Polizei Gronau meldete am gleichen Tag einen Raubüberfall von vier Südosteuropäern gegen einen dreißigjährigen Deutschen. In Recklinghausen wurde am Morgen des 30. August nach Angaben der dortigen Polizei eine vierzehnjährige Schülerin von drei südländisch aussehenden Jugendlichen gewürgt und geschlagen. Und laut der Polizei Bamberg wurde am selben Tag ein junger Deutscher von drei vermutlich südländischen Männern zusammengeschlagen.

Ende August schlug ein iranischer Kickboxer in Schlüchtern den Leiter der örtlichen Berufsschule zusammen, nachdem dieser ihn aufgrund fehlender Voraussetzungen nicht in der Schule aufnahm.

Fünf inzwischen leider schon alltägliche Fälle, von denen aber nicht ein einziger auch nur annähernd für das mediales Aufsehen sorgte, das dem Vorfall sicher gewesen wäre, wenn das Opfer ein Ausländer und die Täter Deutsche gewesen wären.

Ein anderer, ähnlich gelagerter Fall sorgte in den vergangenen Tagen allerdings für erheblich mehr Aufsehen. In Rommelshausen in Baden-Württemberg wurde ein neunzehnjähriger Deutscher von vier Männern, darunter nach ersten Erkenntnissen drei Ausländern, aus Eifersucht nicht nur getötet, sondern anschließend auch noch zerstückelt und die Leichenteile im Neckar versenkt.


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