© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 37/07 07. September 2007

Frisch gepresst

Gottfrage. Der konservative Wiener Erzbischof und Vorsitzende der österreichischen Bischofskonferenz Christoph Kardinal Schönborn (JF13/07) ist ein Gegner der Unverbindlichkeit. Das dokumentiert nicht zuletzt das nun in Buchform vorliegende Interview mit der Publizistin Barbara Stöckl. In fünf Kapiteln, deren Gliederung sich allerdings nicht unbedingt erschließt, geht Schönborn auf einen bunten Strauß Fragen ein, die teilweise theologische Grundfeste berühren. Schönborn deutet den immer mehr zurückgehenden Volksglauben nicht als Siegeszug des Atheismus. Dagegen spreche, daß der Markt spiritueller und esoterischer Alternativangebote blühe. Daß mittelweile das Christentum auch nur als Zulieferer für individuelle Patchwork-Religionen fungiert, hält er für eine zeitgeistige Verirrung, an der die Kirchen nicht unschuldig sind. Leider greift die Diskussion über Zölibat oder Frauenordination wie gewohnt mehr Raum als die Frage nach dem schwindenden gesellschaftspolitischen Einfluß der Kirche (Wer braucht Gott? Ecowin Verlag, Salzburg 2007, gebunden, 188 Seiten, 19,95 Euro).

 

Zehn Gebote. Natürlich wird jeder christliche Politiker zustimmen, daß die Zehn Gebote die Maxime seines Handelns seien - meist in eher unverbindlicher Interpretation. Der Sozialethiker und Politologe Bernhard G. Suttner hat deshalb Moses' Gesetze als "eine Ethik für den Alltag im 21. Jahrhundert" definiert, deren überaus treffende Deutungen ein klareres Bekenntnis einfordern. So wird aus dem ersten Gebot (Du sollst keine anderen Götter neben mir haben) sogleich die Mahnung, vom Schuldkult abzulassen, dessen Götze von der Geschichts- bis zur Klimapolitik das oberste Richtmaß bildet. Das siebte Gebot (Du sollst nicht stehlen) gerät zum Bekenntnis gegen eine "marktliberale" Globalisierung, und das zehnte (Verlange nicht nach dem Haus deines Nächsten) formuliert eine Absage an das allgegenwärtige "Streben nach Glück" zugunsten eines "Strebens nach Zufriedenheit" (Die 10 Gebote. Mankau Verlag, Murnau am Staffelsee 2007, broschiert, 69 Seiten, 7,95 Euro).

 

Südtiroler im KZ. Mit der von den Nationalsozialisten geplanten "ethnischen Säuberung" des Landes südlich des Brenner wurde der Südtiroler Politiker und Journalist Friedl Volgger endgültig zum erbitterten Gegner sowohl der "Option" als auch der NS-Politik, was den engagierten "Dableiber" ab 1943 der Verfolgung aussetzte und ihn letztlich ins Konzentrationslager Dachau führte. Hans-Günter Richardi porträtiert dessen Rolle im Lagersystem, wo er als "Häftlingsschreiber" einer geheimer Widerstandsgruppe zuarbeitete. Volgger schildert eindrücklich die letzten Tage vor der Befreiung 1945, als Tausende KZ-Häftlinge in Chaos und Fleckfieber zugrunde gingen (Widerstand hinter dem Stacheldraht. Der Südtiroler Friedl Volgger als "Schutzhaftgefangener Nr. 66166" im Konzentrationslager Dachau. Studien Verlag, Innsbruck 2007, gebunden, 192 Seiten, 24,90 Euro).


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