© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Die regionale Bindung ist uns wichtig
Interview: Luitpold Prinz von Bayern über die Schloßbrauerei Kaltenberg zwischen Markt und Tradition
Wolfhard H. A. Schmid

Eure Königliche Hoheit, durch geschickte Vermarktung des Namens "König Ludwig" ist Ihre Brauerei bekannt geworden. Viele glauben, daß hiermit der Märchenkönig Ludwig II. gemeint ist. Haben Sie dabei anfangs nicht einige Gewissensbisse gehabt, zumal man weiß, daß Ludwig sehr menschenscheu und zurückgezogen lebte?

Prinz Luitpold: Nein überhaupt nicht. Wir haben bewußt nur den Namen "König Ludwig" als Wortmarke gewählt, den drei bayrische Könige getragen haben. Gerade in Deutschland ist der Name Ludwig II. längst Freiwild geworden. Als Beispiele hierfür möchte ich nur zwei Hersteller von Sekt oder Süßwaren nennen, die schon lange den Namen unseres Vorfahren vermarkten (die Nymphenburger Sektkellerei und der Pralinenhersteller Reber, A.d.R). Auch aus diesem Grund war es dringend notwendig geworden, hier einen persönlichen Namensschutz zu geben.

Der Erfolg gab Ihnen recht. Der Name "König Ludwig Bier" ist heute weltweit ein Begriff geworden.

Prinz Luitpold: Wir produzieren heute in unseren vier bayrischen Braustätten insgesamt etwa 400.000 Hektoliter pro Jahr.

Wieviel entspricht dies in Euro?

Prinz Luitpold: Bitte haben Sie Verständnis, daß ich Ihnen keine Umsatzzahlen nenne, unsere Konkurrenz würde dies brennend interessieren.

Wie viele Mitarbeiter sind insgesamt in ihren vier Braustätten beschäftigt?

Prinz Luitpold: 180.

Wenn man weiß, daß Ihre Vorfahren das Münchner Oktoberfest ins Leben gerufen haben, kann man Ihre Verärgerung verstehen, daß Sie Ihr Bier dort nicht ausschenken dürfen.

Prinz Luitpold: Wir bemühen uns weiter um eine Zulassung, nur sind die Aussichten weiterhin sehr schwierig. Daß auf der "Wiesn" nur Münchner Biere zugelassen werden, ist irrig , wie unsere Bemühungen in der Vergangenheit gezeigt haben. Gleichgültig ob wir in München eine Gasthofbrauerei hatten oder ein Weißbierzelt mit mobilem Ausschank und traditioneller Blasmusik ohne das für die meisten Münchner unbeliebte Ballermanntreiben einrichten wollten, entscheidend ist, ob man dem städtischen Ausschuß genehm ist oder nicht.

Wie setzt sich denn das Zulassungskomitee zusammen?

Prinz Luitpold: Der Wirtschaftsausschuß des Stadtrates, also ein politisches Gremium mit dem Vorsitzenden Dr. Reinhard Wiezcorek.

Man behauptet, daß Sie Ihre Brauerei an Warsteiner verkauft hätten, stimmt das?

Prinz Luitpold: Nein, 2001 haben wir unsere Brauerei in zwei Firmen aufgeteilt: König Ludwig International - als Gesellschaft für Markenrechte im Getränkebereich. Diese Gesellschaft wird von unserer Familie kontrolliert und steuert das Marketing. Und König Ludwig Schloßbrauerei Kaltenberg - hier hat sich Warsteiner im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit 50 Prozent beteiligt. Die Vertriebsarbeit wurde regional aufgeteilt - Südbayern bearbeiten wir nach wie vor eigenständig. Nördlich der Donau bearbeitet der Vertrieb von Warsteiner den Markt. Die Kooperation ist vorbildlich, da unser Dunkles und unser Weißbier eine ideale Ergänzung zum Warsteiner Pils sind. Im Ausland bearbeiten wir Exportmärkte in aller Regel gemeinsam. Lizenzvergaben dagegen macht unsere König Ludwig International alleine. Wir sind froh, mit dieser Kooperation mit dem Familienunternehmen Albert Cramer eine solide Verbindung gegen die internationalen Konzerne zu haben. Übrigens ist es absoluter Unsinn, daß Warsteiner eine Sektenzugehörigkeit wie zu Scientology unterstellt wird. Ich weiß aus sicherer Quelle, daß die katholische Familie Cramer einer der größten Kirchensteuerzahler in ihrem Bistum Paderborn ist.

Wie sehen Sie als Mittelständler Ihre eigene und die Zukunft mittelständischer Brauereien in Bayern, wo das Braugewerbe eine hohe mittelständische Tradition hat?

Prinz Luitpold: Wenn wir wie bisher gut aufgestellt bleiben, werden wir unseren Platz halten. Allgemein gilt aber für das mittelständische Brauereigewerbe, daß besonders in Bayern die Pflege der regionalen Bindung hohe Bedeutung hat. Die allgemeinen Überkapazitäten - in den letzten Jahren war der Bierverbrauch in der Gastronomie jährlich um vier bis fünf Prozent rückläufig - üben einen hohen Preisdruck aus.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie für Ihre Brauerei durch die Entwicklung in der Bundes- und Europapolitik in bezug auf die Globalisierung, Steuergesetzgebung und EU-Erweiterung?

Prinz Luitpold: Für unser Unternehmen hat dies alles keine so hohe Bedeutung, weil wir eine bayrische Marke sind. Bayrisches Bier ist weltweit ein Ethos. Der gute Ruf der bayrischen Biere macht uns von der Globalisierung und Erweiterung der EU unabhängig.

Was waren die Beweggründe für die Übernahme der Holzkirchner Brauerei?

Prinz Luitpold: Eine ganz einfache Sache! Das bayrische Oberland ist ein wichtiges Absatzgebiet. In den letzten Jahren haben die in München ansässigen Großbrauereien die kleinen regionalen Brauereien weitgehend übernommen, um sich den Absatzmarkt zu sichern. Das Brauereigeschäft ist stark von logistischen Vorteilen geprägt, schnell zu sein und bei Bedarf zusätzlich liefern zu können. Die Übernahme der Holzkirchner Brauerei aus der Insolvenzmasse der F. Wochinger Immobilien KG ist für uns eine Gelegenheit, in der südlichen oberbayrischen Region stärker Fuß zu fassen. Wir werden in Holzkirchen weiter Bier brauen und die Bierproduktion straffen, das heißt dunkle König Ludwig Biere in Kaltenberg, Weißbiere in Fürstenfeldbruck und helle Sorten in Holzkirchen.

Sind weitere Übernahmen geplant? 

Prinz Luitpold: Nicht unbedingt. Wenn's paßt, dann ja.

Wie sieht heute nach zwei Jahren die Kooperation mit der Kloster Andechs Gastronomie AG in bezug auf die Wirtshausfamilie "König von Bayern" aus?

Prinz Luitpold: Es ist noch zu früh etwas zu sagen. Der juristische Streit zwischen dem Wirtshausbetreiber und dem Kloster Andechs behindert eine zügige Entwicklung. Die bisher sieben Wirtshäuser "König Ludwig von Bayern" laufen aber gut.

Die Kaltenberger Ritterspiele sind inzwischen ein Inbegriff großer mittelalterlicher Darstellung geworden. Lohnt sich der Aufwand hierfür kommerziell oder nur in Hinblick auf PR-Aktivitäten?

Prinz Luitpold: Seit 28 Jahren sind die Spiele eine selbständige Institution mit den wetterbedingten Risiken aller Freiluftveranstaltungen. Die Ritterspiele bringen Leben ins Schloß, müssen sich aber auch selbst finanzieren, was bei einem Aufwand von 3,5 Millionen Euro auf dünnem Eis geschieht. Es gab Jahre mit massiven Verlusten, insgesamt haben wir aber Gewinne gemacht.

Für einen mittelständischen Unternehmer sind die Anforderungen heute groß. Wie halten Sie sich dabei fit? Gibt es überhaupt Freizeitaktivitäten, wenn ja, welche?

Prinz Luitpold: Familie, Segeln, einschließlich Regatten.

Haben Sie sich schon Gedanken über den irgendwann anstehenden Generationswechsel gemacht?

Prinz Luitpold: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Unsere Marken bieten viele neue Aufgaben. Denken Sie nur an unser "König Ludwig Brot". Durch Kooperation mit einem Backmittelhersteller bieten wir mittelständischen Bäckereien die Möglichkeit, dieses Brot aus Roggen, Dinkel und Malz selbst herzustellen. Inzwischen werden bereits eine Million Brotlaibe pro Monat verkauft.

 

Luitpold Rupprecht Heinrich Prinz von Bayern wurde 1951 in Schloß Leutstetten geboren. Er ist der Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III. 1979 heiratete er Kathrin Beatrix Wiegand, mit der er fünf Kinder hat. Da der derzeitige Chef des Hauses Wittelsbach, Franz von Bayern, keine und dessen Bruder Max keine männlichen Nachkommen haben, geht deren Nachfolge auf Luitpolds Vater Ludwig und danach Luitpolds Nachkommen über. Luitpold von Bayern ist Geschäftsführer der König Ludwig Schloßbrauerei und Ausrichter der Ritterspiele auf Schloß Kaltenberg, dem Stammsitz seiner Familie.

 

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