© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 39/07 21. September 2007

Fehlbesetzungen
DVD: "Der Bunker " mit Anthony Hopkins als Hitler
Werner Olles

Im Januar 1945 steigt Adolf Hitler ein letztes Mal in den Führerbunker gegenüber der Reichskanzlei hinab. Drei Monate später liegt Berlin in Trümmern, die Rote Armee rückt auf die Stadt vor, in Hitlers Bunker versucht der Führungsstab, die Lage noch einmal in den Griff zu bekommen und die wirren Endsiegpläne des Führers zu verhindern. Am 1. Mai begehen Adolf Hitler und Eva Braun, die er kurz zuvor geheiratet hat, Goebbels und seine Frau Magda, die ihre sieben Kinder mit in den Tod nehmen, Selbstmord. Noch kämpfen in einigen Straßen Freiwillige der Waffen-SS und Angehörige der Hitlerjugend gegen die gewaltige Übermacht sowjetischer Panzer, doch der Traum vom Tausendjährigen Reich hat längst sein blutiges Ende gefunden.

Mehr als zwei Jahrzehnte vor dem Film "Der Untergang" erzählt "Der Bunker" die Geschehnisse im Führerbunker in den letzten Kriegsmonaten bis zur Kapitulation der Wehrmacht. 1980 nach einem Roman von James O'Donnell, der auch am Skript mitarbeitete, gedreht, haben Regisseur George Schaefer und die Produzenten David Suesskind und Diana Kerry den zweiteiligen Fernsehfilm hochkarätig besetzt. Oscar-Preisträger Anthony Hopkins spielt Adolf Hitler und bekam für seine Rolle prompt den begehrten US-Fernsehpreis "Emmy Award". Doch fällt der Vergleich mit Bruno Ganz' großartiger Darstellung im "Untergang" zu seinen Ungunsten aus. Hopkins legt die Figur des Führers zu stark als neurotisches Wrack an, sein Hitler zuckt und ruckelt mit dem Kopf, gerät dabei streckenweise fast an die Grenze des Satirischen und erinnert eher an Charlie Chaplins "Großen Diktator" (1940).

Eine glatte Fehlbesetzung ist auch Susan Blakely als Eva Braun, während Piper Laurie die Magda Goebbels relativ glaubwürdig verkörpert. Michael Lonsdale läßt als Reichsleiter Martin Bormann durchaus das Hintergründige dieser Figur ahnen, hingegen ist Richard Jordan als Albert Speer ein wenig zu glatt, und von Joseph Goebbels Fanatismus und Dämonie ist bei Cliff Gorman kaum etwas zu spüren. Recht gut besetzt sind die kleineren Rollen: Hitlers Adjutant SS-Sturmbannführer Otto Günsche, Gruppenführer Hermann Fegelein, der Funker und Telefonist Rochus Misch, Hitlers Arzt, die Sekretärinnen, Köchinnen und Techniker. Sie alle vermitteln den Eindruck, als habe dort unten eigentlich eine ganz normale Familienfirma residiert.

Daß der Film es mit der historischen Wahrheit nicht so genau nimmt, sondern mehr psychologische Details und Genauigkeit spiegeln möchte, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Wem jedoch Authentizität wichtiger ist, kommt an Oliver Hirschbiegels und Bernd Eichingers "Der Untergang" (2004) nicht vorbei.

"Der Bunker". Koch Media, Planegg/München 2007. Laufzeit: ca. 145 Minuten


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen