© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 40/07 28. September 2007

Frisch gepresst

Machiavelli. Der griechische Privatgelehrte Panajotis Kondylis (1943-1998) ist in den achtziger Jahren mit ideenhistorisch wie systematisch kompakten Werken über die "Entstehung der Dialektik", über "Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus" und vor allem mit einer heftig diskutierten Großstudie über den "geschichtlichen Gehalt" und den "Untergang" des "Konservativismus" bekannt geworden. Sein "Gesellenstück" hingegen, wie Günter Maschke dies in seiner konzentrierten "Vorrede" nennt, eine ausgeuferte Einleitung zu einer 1971 komponierten griechischen Machiavelli-Edition, erscheint erst jetzt in deutscher Übersetzung (Akademie Verlag, Berlin 2007, gebunden, 181 Seiten, 39,80 Euro). Die nahezu absatzlose Dichte des Textes, der nicht nur äußerlich an Georg Simmels Autorschaft erinnert, ist ein Warnsignal: Hier erwartet den Leser schwere Kost. Und Maschkes gelehrt-brillante Einstimmung will nichts erleichtern, sondern scheint umstandslos zu entmutigen, wenn es heißt: Die Rezeption dieses frühneuzeitlichen Klassikers der politischen Philosophie weise vor 1850 bereits "sämtliche Elemente der heutigen Debatten" auf. Was also könnte von Kondylis darüber 1971 noch Neues gesagt worden sein? Um das zu erfahren, benötigt man Interesse, Konzentrationsvermögen und passable Machiavelli-Kenntnisse.        

 

Max Planck. Sieben Auflagen hat Armin Hermanns Rowohlt-Bildmonographie über den Physiker Max Planck (1858-1947) seit 1973 erlebt. Solcher Erfolg kommt nicht von ungefähr. Denn wer sich über den Praeceptor physicae und die wissenschaftliche Bedeutung seiner Beiträge zur Entstehung des "Weltbildes der modernen Physik" informieren will, ist mit diesem Bändchen von Hermann immer noch gut bedient. Die ihm jetzt Konkurrenz machende Biographie des Konstanzer Wissenschaftshistorikers Ernst Peter Fischer (Der Physiker. Max Planck und das Zerfallen der Welt. Siedler Verlag, München 2007, gebunden, 352 Seiten, Abbildungen, 22,95 Euro) stellt wesentlich höhere Ansprüche an die naturwissenschaftliche Vorbildung des Lesers, vermag aber bei aller didaktischer Anstrengung nicht klarer zu vermitteln, welche weltanschaulichen Konsequenzen Plancks "Quantentheorie" eigentlich zeitigte.

 

Oswald Spengler. Als das "traurige Geheimnis seiner totalitären Haltung nach außen" charakterisiert der Lilienfeld-Verlag die jetzt edierten persönlichen Aufzeichnungen aus dem Nachlaß Oswald Spenglers (1880-1936). Diese stammen just aus der Zeit, als er mit dem Hauptwerk "Der Untergang des Abendlandes" seine vom Pathos der Kälte durchdrungene kulturpessimistische Analyse vorlegte. Um so mehr erstaunen die von Menschenscheu, Phobien aller Art ("Die Angst, wenn ich in einen Laden treten soll") und Einsamkeit geprägten persönlichen Notizen, die Spengler in der Zeit zwischen 1913 und 1919 anfertigte. Der französische, "kritische" Spengler-Forscher Gilbert Merlio analysiert diese in einem umfangreichen Nachwort (Ich beneide jeden, der lebt. Die Aufzeichnungen "Eis heauton" aus dem Nachlaß. Düsseldorf 2007, gebunden, 143 Seiten, 17,90 Euro).


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