© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Meldungen

Barschel I: Warnung vor Spekulationen

SCHLESWIG. Zwanzig Jahre nach dem Tod des einstigen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Uwe Barschel hat Generalstaatsanwalt Erhard Rex einseitige Mord-Spekulationen zurückgewiesen. "Es gibt Indizien für Mord, deren Stellenwert allerdings nicht so hoch ist, wie nach manchen Medienveröffentlichungen zu vermuten wäre", sagte Rex vergangenen Donnerstag in Schleswig. Es gebe umgekehrt "gewichtige Indizien für Selbstmord". Rex warnte vor Einseitigkeit bei der Bewertung des Todesfalls und vor einer "Einengung des eigenen Blickwinkels". Der Tod des ehemaligen Regierungschefs bleibe rätselhaft. Ende Oktober will die Staatsanwaltschaft eine Dokumentation zum Fall Barschel veröffentlichen. Darin soll neben Rex auch der einstige Chefermittler und jetzige Leitende Oberstaatsanwalts in Lübeck, Heinrich Wille, seine Sicht des Falls darlegen. Wille gilt im Gegensatz zu Rex als Verfechter der Mordtheorie.

 

Barschel II: Tiefe Verstrickung der CDU

LÜBECK. Der Kieler Rechtsanwalt und ehemalige CDU-Landtagsabgeordnete Trutz Graf Kerssenbrock, Obmann seiner Partei im ersten Barschel-Untersuchungsausschuß, ist noch immer davon überzeugt, daß Uwe Barschel Selbstmord begangen hat. "Ich sehe die Dinge heute nicht anders als damals", sagte der 53jährige laut Internetauftritt der Lübecker Nachrichten letzte Woche rückblickend. Nicht ausschließen will Kerssenbrock, daß Barschel einen Helfer gehabt haben könnte, um aus dem Leben zu scheiden. Überzeugt ist Kerssenbrock auch von einer tiefen Verstrickung der CDU in die damaligen Machenschaften. "Bei dem einen oder anderen waren rudimentäre Kenntnisse von der Beziehung zwischen Pfeiffer und Barschel lange vor dem Wahltermin vorhanden." Nicht nur auf den Fluren des Landeshauses, selbst in Fraktionssitzungen der Christdemokraten sei darüber geredet worden. Nur wahrhaben wolle es heute niemand mehr. Bis heute wartet Kerssenbrock darauf, daß sich seine Partei eindeutiger zu ihrer Schuld bekennt als bisher geschehen. "Bisher haben die Denkstrukturen der CDU das nicht zugelassen", glaubt Kerssenbrock.

 

Barschel III: UFA verfilmt die Affäre

POTSDAM. Die Barschel-Affäre kommt in die Kinos: In Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Fred Breinersdorfer ("Sophie Scholl - Die letzten Tage") will die UFA Filmproduktion die letzten Lebensjahre des unter bisher ungeklärten Umständen zu Tode gekommenen ehemaligen Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, verfilmen. Die Dreharbeiten sind für das kommende Frühjahr geplant. Nach jahrelangen Recherchen hat der Anwalt und Autor Fred Breinersdorfer (60) das Drehbuch geschrieben, das auf den jüngsten Erkenntnissen zum "Fall Barschel" basiert. "Die Affäre Barschel ist tausendmal vielschichtiger als bisher angenommen", erklärte UFA-Produzent Norbert Sauer, "sie hat politische Brisanz und filmisches Potential wie zum Beispiel JFK und Nixon."


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