© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 41/07 05. Oktober 2007

Korrekturen aus Südwest
Quellen zum Hererokrieg
Heiner Hofsommer

Das von der Gesellschaft für wissenschaftliche Entwicklung im namibischen Swakopmund herausgegebene Buch ist lakonisch mit "Anmerkungen zum Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika 1904" untertitelt. Autor Hinrich Schneider-Waterberg gerät in Rage, "wenn ein angeblicher Völkermord durch die Schutztruppe an den Hereros im Jahre 1904 propagandistisch falsch und verzerrt dargestellt" wird. Der erfolgreiche Farmer deutscher Abstammung am Bergmassiv Waterberg im Landesinneren Namibias hat sich der intensiven Forschung zum Thema verschrieben. Auch Herero-Vertreter konnte Schneider-Waterberg mit seinen historischen Forschungsberichten beeindrucken, deren Grundlage sich aus den Akten der britischen Kolonialverwaltung in London speist.

So stützt beispielsweise der zum offiziellen Kriegsende im März 1907 verfaßte detaillierte Bericht der britischen Verbindungsoffiziere bei der Kaiserlichen Armee in Afrika, Oberst Trench und dessen Nachfolger Major Wade, auf Hunderten von Seiten in keiner Zeile die These des Vernichtungskriegs oder gar eines Völkermordes an den Herero. Darüber hinaus deuten Hinweise darauf hin, daß der Aufstand von Hereros von langer Hand geplant war. Bevor sie 123 Farmer und deren Angehörige, einige deutsche Wachsoldaten und viele Damaras ermordeten, um an Deutsche verkauftes Weideland zurückzubekommen, hatten die Hereros im benachbarten Betschuanaland bei der britischen Kolonialverwaltung sogar Rückendeckung für ihr kriegerisches Vorgehen eingeholt. Daß die meisten Gewehre der Hereros nicht aus deutschen Beständen stammten, weise sogar auf eine direkte Unterstützung hin.

Auch der oft als Beleg für die Völkermordthese zitierte "Vernichtungsbefehl" Lothar von Trothas, Kommandant der Schutztruppen, sei zwei Monate nach der entscheidenden Schlacht bei Hamakari gegeben worden, zu einem Zeitpunkt, als der Krieg so gut wie vorbei war. Zudem sei sechs Wochen danach dieser wohl eher als psychologische Kriegführung zu wertende Befehl, dem keine Taten gefolgt seien, vom Reichskanzler von Bülow aufgehoben worden.

Hinrich Schneider-Waterberg: Der Wahrheit eine Gasse. Anmerkungen zum Kolonialkrieg in Deutsch-Südwestafrika. Namibiana Buchdepot, Delmenhorst 2007, broschiert, 167 Seiten, 16,90 Euro


Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen