© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/07 12. Oktober 2007

Eva Herman
Eine Kampagne dreht sich
Dieter Stein

Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach ihrem Rauswurf beim NDR ist Eva Herman ein triumphaler Empfang bereitet worden. Am vergangenen Samstag sprach sie beim konservativen Forum Deutscher Katholiken, zu dessen Veranstaltung in Fulda über 700 Zuhörer gekommen waren (siehe auch ausführlichen Bericht auf Seite 7). Ob Herman dort eine Rede halten durfte, war bis zuletzt fraglich gewesen. Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Alois Rhiel (CDU) hatte seine Teilnahme am Kongreß abgesagt und seine Schirmherrschaft niedergelegt, weil er Hermans Gastauftritt als politisch untragbar ansah.

Doch das Forum blieb standhaft, womit der "Fall Eva Herman" entgegen den Hoffnungen ihrer Gegner nicht aus der Berichterstattung verschwindet. Es gelingt nicht, diese mutige Publizistin mundtot zu machen. Erinnern wir uns: Herman war vor einem Monat ins Visier einer konzertierten Medienkampagne gerückt, die ihren Anfang in diffamierenden Berichten von Zeitungen des Springer-Verlages (Hamburger Abendblatt, Bild am Sonntag, Bild) über eine Pressekonferenz zur Vorstellung ihres neuen Buches "Das Prinzip Arche Noah" nahm. Bild am Sonntag schlagzeilte: "Eva Herman lobt Hitlers Familienpolitik", und Bild druckte Herman neben einem Hitler-Foto ab. Hermans Arbeitgeber, der öffentlich-rechtliche Sender NDR, feuerte Herman daraufhin. Inzwischen sind die Mitschnitte der Pressekonferenz dokumentiert (www.eva-herman.de) und strafen die Springer-Presse Lügen.

Nach zahlreichen Protestbriefen, auch von JF-Lesern an Springer-Chef Döpfner, jetzt der Schwenk: Am vergangenen Dienstag titelt Bild: "Jubel für Eva Herman" und berichtet auf fast einer halben Zeitungsseite über ihren Auftritt beim Forum Deutscher Katholiken (Zitat: "Erst gefeuert, jetzt gefeiert"), als sei die Springer-Presse am Abschuß von Eva Herman unbeteiligt gewesen.

Bild-Chefkolumnist Franz Josef Wagner, der einst in widerwärtiger Weise auf dem am Boden liegenden und ebenfalls von Bild zur Strecke gebrachten Martin Hohmann herumtrampelte, kritisiert jetzt heuchlerisch die Distanzierung des hessischen CDU-Ministers Rhiel von Herman als "politisch korrekt", um sich ihr dann rhetorisch anzubiedern: "Warum, frage ich mich, stand er nicht auf und sagte, daß Sie Unrecht haben, daß Hitlers Mutter eine furchtbare Mutter war."

Im Fall Herman gibt es eine lange Liste von Versagern: vorneweg die CDU, die in fast allen Bundesländern regiert, die den Sender NDR tragen, und in der Rundfunkaufsicht das Sagen hat. Sie schritt nicht ein, als Herman gestürzt wurde. Weil der Leyen-CDU "Gender Mainstreaming" wichtiger ist als der Schutz von Ehe und Familie? Dann versagten die katholischen Bischöfe, die nicht ihre Stimme erhoben, als eine Publizistin durch eine Kampagne vernichtet wurde - für Inhalte, die mit den familienpolitischen Vorstellungen der katholischen Kirche nahezu deckungsgleich sind.

Doch offensichtlich sind jetzt so viele Bürger auf die Barrikaden gegangen, insbesondere beim Springer-Verlag, daß sich Hermans Bild in der Berichterstattung plötzlich wandelt. Konservative sind also doch zum Widerstand fähig.


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