© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 42/07 12. Oktober 2007

Glaubwürdig und redlich
Nachruf: Mit dem Tod des schleswig-holsteinischen FDP-Politikers Uwe Ronneburger tritt einer der letzten konservativen Liberalen ab
Detlef Kühn

Der FDP-Politiker Uwe Ronneburger ist am 1. Oktober in seiner Heimat Nordfriesland im Alter von 86 Jahren gestorben. In den Nachrufen seiner Partei wird Ronneburger zu Recht als "redlich" und "glaubwürdig" gewürdigt. Zugleich ist seine Laufbahn typisch für eine Kategorie von Politikern, die früher in der FDP häufig vorkam, aber inzwischen als ausgestorben gelten kann.

Ronneburger war ein konservativer Liberaler. Nach dem Abitur kam er zum Arbeitsdienst und dann zur Wehrmacht, wo er 1945 den Rang eines Oberleutnants zur See erreicht hatte. Nach Kriegsgefangenschaft und landwirtschaftlicher Ausbildung engagierte er sich im Bauernverband, in der evangelischen Kirche und in der Deutschen Partei. 1957 trat er zur FDP über, wo er auf Kreisebene verschiedene Ämter bekleidete. 1972 wurde er in den Bundestag gewählt, dem er bis 1990 - mit einer Unterbrechung als Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion von 1975 bis 1980 - angehörte.

Im Bundestag galt sein Interesse der Deutschlandpolitik. Von 1980 bis 1983 war Ronneburger Vorsitzender des Innerdeutschen Ausschusses. In diesem Amt hatte er Gelegenheit, sich einem Zeitgeist entgegenzustellen, der dem Wiedervereinigungsanspruch immer feindlicher gegenüberstand. So setzte er ein Symposium durch, das überprüfen sollte, ob der Beschluß der Kultusminister zur Behandlung der deutschen Frage im Schulunterricht von 1978 in den Bundesländern realisiert wurde. Später, als er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im Bundestag war, verfolgte er aufmerksam die Diskussion um die Notwendigkeit einer operativen Wiedervereinigungspolitik, die in der Regierung Kohl herzlich unbeliebt war. Im Bundestagswahlkampf 1987 hielt er die Zeit für gekommen, selbst einen entsprechenden Vorstoß zu unternehmen, und schrieb einen umfangreichen Artikel mit konkreten Vorschlägen für den FDP-Pressedienst. Der Artikel war geeignet, eine Grundsatzdiskussion auszulösen, und hätte die Wahl zugunsten der FDP beeinflussen können.

Wie das Polit-Management der FDP diese Initiative eines ihrer führenden Politiker absichtlich ins Leere laufen ließ, ist beispiellos. Der Artikel wurde erst zwei Tage nach dem Wahlsonntag veröffentlicht und ging in der Berichterstattung über die Wahl, ihre Ergebnisse und die anschließende Regierungsbildung völlig unter. Ronneburger hat diese Behandlung seines wohldurchdachten Artikels klaglos hingenommen und ist auch später nicht mehr darauf zurückgekommen. Er muß verletzt gewesen sein, hat aber akzeptiert, daß seine Kollegen in der Partei- und Fraktionsführung so etwas einfach nicht wollten. Vielleicht hat er auch erkannt, daß ihm seine Kampfkandidatur 1982 gegen Genscher um den FDP-Vorsitz wegen der Art und Weise des Koalitionswechsels zur Union nicht verziehen wurde.

Drei Jahre später, nach der Wiedervereinigung, ist Uwe Ronneburger sang- und klanglos aus der aktiven Politik ausgeschieden und in der FDP bald in Vergessenheit geraten. Dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund diente er noch einige Jahre als Präsident.


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