© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Aufgeschnappt
Die unangenehme Geldkuh
Matthias Bäkermann

Bücher, die in der Verkaufsrangliste auf den vorderen Plätzen liegen, lassen bei Verlegern oft Champagnerkorken knallen. So sorgte die Diskussion um Eva Herman und ihr aktuelles Buch "Das Prinzip Arche Noah. Warum wir die Familie retten müssen" für einen Super-Start in den Verkaufscharts. Wie Media Control in Baden-Baden bereits in der ersten Woche nach der Buchvorstellung Anfang September mitteilte, stieg die frühere NDR-Moderatorin direkt auf Platz 23 der Lese-Charts ein - ein Rekordeinstand. Auch in den folgenden Wochen rangierte das Buch in den Top 25 der Hardcover-Sachbuch-Hitliste.

Für den Verleger aber blieb, nachdem er seine mißverstandene Autorin nach der Präsentation noch geschützt hatte, nach Evas Auftritt vor dem Kerner-Tribunal der Champagner - offiziell - kalt: Trotz vieler tausend verkaufter Titel empörte sich Christian Strasser vor laufenden Kameras: "Ich bin bestürzt von diesem Auftritt. Das ist die größte Katastrophe in meinen vierzig Jahren als Verleger." Und obwohl sich Strasser nach Kritik an seiner Rückgratlosigkeit von seiner Distanzierung zu distanzieren versuchte (Pendo-Verlag: "Uns wurde übel mitgespielt, und unsere Zitate wurden wild geschnitten"), sprach zumindest die Präsentation auf der Frankfurter Buchmesse eine deutliche Sprache: Am Messestand vermißte man neben etlichen Konterfeis der Starautoren jenes der Verlagsgeldkuh Herman. Und auch viele Dutzende Bücher des aktuellen Programms deuteten in keiner Weise auf den Verlagsbestseller. Nur in einem kleinen Regal ganz rechts am Rande in Kniehöhe konnte der aufmerksame Messebesucher vier einsame Eva-Bücher entdecken.


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