© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Frisch gepresst

Biblische Anekdoten. Seit Dan Browns Bestseller "Sakrileg" dürfte allgemein bekannt sein, daß sich aus den nichtkanonischen Texten des Christentums spannende Unterhaltungslektüre spinnen läßt. Offensichtlich schwebte dies auch Helmuth Santler mit seinem Buch "Geheime Schriften des Christentums" vor. Doch wenn er "einen kurzweiligen Überblick" über die verschiedenen apokryphen Texte verspricht, hat sich der Journalist im Genre geirrt. Hätte sich Santler darauf beschränkt, einen Roman herauszugeben, wäre dies völlig angemessen gewesen. Aber so ringt Santler dem interessierten Leser nur ein Gähnen ab. Dabei ist der Aufbau des Buches eigentlich vielversprechend. Verschiedene Abschnitte stellen die Kanonisierungsgeschichte der Bibel und die wichtigsten apokryphen Texte vor. Wenn aber Santler zutreffend bemerkt, daß die Frage nach der Sexualität Jesu eigentlich unwichtig ist, haftet dieser Feststellung Scheinheiligkeit an. Denn genau damit beschäftigt sich ein guter Teil seines Buches. Dieses dürfte daher nur für Leser interessant sein, die ihre christgläubige Bekanntschaft mit Anekdoten aus dem Leben Jesu aufziehen möchten. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung taugt es dagegen nicht (Geheime Schriften des Christentums, Tosa Verlag, Wien 2007, gebunden mit vielen Schwarzweiß-Abbildungen, 316 Seiten, 9,95 Euro).

Lebensschutz. "Das Leben mit einem behinderten Kind entwickelt sich nicht zwangsläufig zu einer Leidensgeschichte", schreibt Verlegerin Doris Stommel-Hesseler, selbst Mutter eines schwerstbehinderten Jungen, in ihrem neuen Buch "In mir ist Freude" (Doris-Verlag, Ruppichteroth 2007, broschiert, 286 Seiten, 16,90 Euro). Damit lädt sie zum radikalen Umdenken ein: Denn eine Einschränkung in körperlicher Hinsicht könne sogar eine Weiterentwicklung in anderen Belangen zur Folge haben. Stommel-Hesseler zeigt in ihrem Sammelband anhand von Einzelschicksalen behinderter Menschen, daß die heute gesellschaftlich vollkommen akzeptierte Praxis der Abtreibung vielfach nichts anderes ist als vorgeburtliche Euthanasie: Bereits im Mutterleib werde heute zwischen lebenswertem und -unwertem Leben unterschieden. Die Autorin zeigt zudem, daß viele Behinderte sich selbst nicht als Opfer oder bemitleidenswert empfinden: "Wofür bemitleidet ihr mich, ich bin doch glücklich, seht ihr nicht, wie ich lache", zitiert sie als Beispiel ihren Sohn.


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