© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 43/07 19. Oktober 2007

Suchkind 312:
Wo ist meine Familie?
Christoph Martinkat

Kriegsende 1945 - Kinder suchen ihre Eltern und umgekehrt. Entlassene Soldaten hoffen, ihre Familien ausfindig zu machen. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Jeder Vierte wird im Nachkrieg vermißt. Viele behelfen sich damit, Fotos oder handgeschriebene Zettel an Hauswände und Straßenschilder zu kleben. In der schier ausweglosen Situation startet das Rote Kreuz ein gigantisches Projekt: den DRK-Suchdienst. Allein in den ersten zehn Jahren gehen dort mehr als 17 Millionen Anfragen ein - eine Jahrhundertaufgabe!

Bei Flucht und Vertreibung von Eltern getrennt

Besonderes Augenmerk gilt bei der Suche circa 33.000 Findelkindern, die während Flucht und Vertreibung von ihren Familien getrennt wurden. Von ihnen erfaßt das DRK jedes Details: Fundort, Kleidung, Muttermale oder Narben. Der Aufwand lohnt sich, wie die Dokumentation "Wo ist meine Familie?" (Fr., 19. Oktober, 21.45 Uhr, ARD) eindrucksvoll belegt. Berichtet wird dort auch über das Schicksal der Geschwister Backschies, die erst nach über fünfjähriger Suche zu ihren Eltern zurückfanden. Im Vorfeld läuft die ARD-Neuverfilmung von "Suchkind 312" (20.15 Uhr). Die Geschichte - erstmals 1955 verfilmt - ist melodramatisch: Ursula Gothe (Christine Neubauer) glaubt, ihr Leben in der Wirtschaftswunderzeit halbwegs im Griff zu haben. Da entdeckt sie eine Suchanzeige ihrer im Krieg verschollenen Tochter. Ihrem jetzigen Mann, dem Karrieristen Richard (Oliver Stritzel), hat Ursula von der Existenz der Tochter niemals erzählt. Zumal sie auch den Vater des Kindes, den Kriegsheimkehrer Achim (Timothy Peach), bislang für tot hielt.


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