© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 44/07 26. Oktober 2007

"Nase, Bauch und Po"
Frühsexualisierung: Theaterstück klärt Vorschulkinder auf
Steffen Königer

Am Montagvormittag gegen neun Uhr ist der Nikolaisaal in Potsdam rappelvoll. Mehr als 400 Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren können einen Auftritt der Gruppe "Rumpelstil" verfolgen. Das musikalisch untermalte Theaterstück "Nase, Bauch und Po" beglückt mit sexueller Aufklärung seit Februar diesen Jahres deutschlandweit zahlreiche Kindertagesstätten.

In Potsdam bemühte sich die Brandenburger Familienministerin, Dagmar Ziegler (SPD), zusammen mit der Chefin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Elisabeth Pott, auf der Bühne das Ganze in Worte zu fassen: Den Vorschulkindern wurde versprochen, nach dem Stück mehr darüber zu wissen, woher denn die Babies im Bauch kommen.

Dann fangen Nina Nase, Balduin Bauch und Paule Po (die drei Hauptdarsteller des "Musicals") auf der Bühne an, sich selbst aufzuklären. "Wenn Mama und Papa sich liebhaben, wird die Eizelle befruchtet ..." Hinreichend genug, es wurde auch von allen Kindern verstanden, daß der Bär nicht sofort und allein sein Elefantenbaby bekommen kann. Aus dem beanstandeten Lieder- und Notenheft "Bauch, Beine, Po" (JF 27/07) tragen die Darsteller fast alle Titel vor - mit Ausnahme des von der Soziologin Gabriele Kuby kritisierten Stückes ("...wir haben eine Scheide (...) und wenn ich sie berühr, ja dann kribbelt sie ganz fein"). Das von der BZgA herausgegebene Heft ist "leider zur Zeit vergriffen und nicht bestellbar".

Auf die Vorwürfe angesprochen, entgegnet Isabelle Träger, Mitarbeiterin im Brandenburgischen Bildungswerk, daß man zwar über die Querelen informiert worden sei, jedoch die Broschüren ausschließlich für den wissenschaftlich-pädagogischen Umgang gedacht seien. Die Erwachsenenwelt habe zudem eine ganz andere Wahrnehmung, wenn es um Dinge wie Berührungen und Zärtlichkeiten ginge, so Träger gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Daß aber Begrifflichkeiten wie "Sexualität im Kleinkindalter" etwas mißverständlich seien, sehe sie auch so.         


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