© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/07 02. November 2007

Walter Mixa
Der Felsenfeste
von Kai Zirner

Von Volker Beck "Haßprediger" (siehe Seite 14) oder von Claudia Roth "durchgeknallter spalterischer Oberfundi" genannt zu werden, mag mancher als Auszeichnung empfinden. Letztere schleuderte ihre Injurie jüngst gegen den Augsburger Bischof Walter Mixa (JF 44/07) - was dieser verschmerzen wird. Ebenso wie die zweifelhafte Wegwerfgeste, die Ursula von der Leyen im Interview mit dem SZ-Magazin über ihn machen zu müssen glaubte. Doch der Unmut über Mixa reicht bis ins katholische Milieu hinein und war auch in der - von manchen schon als klerikal empfundenen - FAZ zu spüren. Die Gründe liegen in Mixas klarer Ansprache, die das Konsenskartell von Alice Schwarzer, selbst FAZ-Autorin, bis zur CDU-Familienministerin in Sachen Kinderabwicklung in Frage stellt. Wenn dann noch ein Wort fällt, das aus der NS-Zeit stammt oder für diese "offiziell" reserviert ist, so ist die Empörung programmiert. Es sei denn, man hat wie Harald Schmidt ein "Nazometer", das bei Worten wie "Gebärmaschine" ausschlägt.

Zu eben jener sah Mixa Anfang des Jahres die Mütter in von der Leyens Betreuungsplan degradiert. Dabei wollte er Kinderkrippen keineswegs ächten, nur als staatliche Regeleinrichtung sah er den Wert der Familie in Frage gestellt. Und nun fühlte sich ob Roths Ausfall der bischöfliche Pressesprecher, Dirk Voß, auch noch an die Propaganda-Hetze der Nationalsozialisten gegen die katholische Kirche erinnert. Fazit: Die Grünen seien für Christen nicht wählbar. Sofort erkannte Volker Beck eine "Banalisierung der größten Menschheitsverbrechen" - darauf muß man erst einmal kommen. Auch Charlotte Knobloch schaltete sich obligatorisch ein und rügte Mixa, er habe sich schon des öfteren fragwürdig geäußert - ein Wiederholungstäter also -, seine Vorgesetzten (der Papst und der liebe Gott?) sollten Konsequenzen ziehen. Schon ruderte Voß eilfertig zurück. Bald wird er wohl wie Günther Beckstein der Claudi das "Du" anbieten. Schließlich, so Voß, vertrete man beim "Erhalt der Schöpfung oder bei der Bioethik gemeinsame Positionen". Besonders die Frage der Abtreibung fällt einem da ein.

Daß Mixa aber fürderhin "skandalfrei" bleiben wird, ist nicht zu erwarten, denn der 66jährige gebürtige Oberschlesier vertritt dezidiert konservative Positionen. So begrüßte er jüngst die Wiederzulassung der lateinischen Messe und äußert sich kritisch über das "Projekt Moderne". Sein Profil als Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Tuiskonia und als ehemaliger Militärbischof der Bundeswehr dürfte seine Reputation im juste milieu auch nicht steigern. Aber Mixa nimmt sein Hirtenamt ernst und spricht - sei es gelegen oder ungelegen. Er unterscheidet sich damit von dem auf Konsens setzenden Vorsitzenden der Bischofskonferenz Kardinal Lehmann. Auch in diesem Kreis war seine Kritik an der Familienministerin schon Thema. Ein Savonarola ist Mixa aber nicht, er wirkt eher gütig und ermuntert zu Freude und Hoffnung. Schließlich heißt sein Wahlspruch: "Jesus, des Menschen Erlöser".


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