© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 45/07 02. November 2007

Egoistische Daseinsvorsorge
Volker Beck beschimpft Kardinal Meisner
Doris Neujahr

Stolz führt der Grünen-Politiker Volker Beck auf seiner Internetseite die Presseartikel auf, in denen er "bekennender Homosexueller" genannt wird. Auf dieser Eigenschaft hat der heute 46jährige Studienabbrecher seine gesamte berufliche und politische Karriere aufgebaut. Nichts muß er mehr fürchten, als daß die Beschäftigung mit sexuellen Orientierungen wieder dorthin wandert, wo sie hingehört: in die Sphäre des Privaten, und das Bekenntnis zur Homosexualität nicht nur keine politische Botschaft mehr ist, sondern höchstens Schulterzucken auslöst.

Um seine politische Daseinsberechtigung zu demonstrieren, hat Beck den Kölner Kardinal Meisner einen "selbstgerechten Haßprediger" genannt. Zu dem Vergleich inspiriert wurde Beck, der sich auch für die rechtliche Gleichstellung des Islam mit dem Christentum einsetzt, augenscheinlich durch einen wirren Artikel in der Sonntagsausgabe der FAZ, der ihn zum schwulen Jagdopfer deutscher Antiislamisten stilisierte.

Das verweist auf den zweiten Grund seiner Beschimpfung: Sein Verbalradikalismus ist nichts anderes als der Pseudo-Mut, mit dem der Feigling seine Furcht tarnt: Beck weiß ganz genau, daß die einzig wirkliche Gefahr für Menschen seiner Orientierung aus bestimmten Ausländergruppen droht, für deren Recht auf Zuwanderung er sich in der Vergangenheit stets stark gemacht hatte. Er weiß auch, daß die Predigt eines Kardinals, egal wie scharf sie ausfällt, für ihn folgenlos bleibt. Würde er den Zorn eines wirklichen "Haßpredigers" auf sich ziehen, hätte er mit handfesten Konsequenzen zu rechnen.

Volker Beck betreibt Politik als egoistische Daseinsvorsorge: Vom Multikulti-Konzept, das er vertritt, kann er sich nicht verabschieden, weil er damit die Lächerlichkeit seiner politischen Existenz eingestehen und sie beenden würde. Also muß er die heraufbeschworenen Konflikte verwischen und mit einem Tabu belegen. In dem Maße, in dem er den Kardinal mit Stummheit zu schlagen versucht, verharmlost er den Islamismus und stärkt ihn damit politisch. Er antizipiert zugleich die Machtverhältnisse, die in der Konsequenz der von ihm vertretenen Politik liegen. Eines vielleicht gar nicht so fernen Tages kann er dann sagen: Bitte tut mir nichts, schließlich habe ich Euch immer geholfen - Dschimmiismus in der schwulen Variante!

In den Zeiten, da die Sprachpolizei weniger mächtig war, wurden Leute solchen intellektuellen und moralischen Zuschnitts schlicht genannt: Gesindel! Heute sitzen sie im Deutschen Bundestag.


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