© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Der Muezzin schweigt
Berlin: Kein islamisches Glaubensbekenntnis im Dom
(JF)

Das Domkirchenkollegium des Berliner Doms hat die Aufführung einer "Friedenskantate" abgesagt. Als Grund nannte sie den Umstand, daß in dem umfangreichen Stück "The Armed Man - A Mass For Peace" von Karl Jenkins auch ein Muezzin mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis "Allahu akbar" auftritt: "Wir glauben an den dreieinigen Gott - Vater, Sohn und Heiliger Geist. Dies unterscheidet uns fundamental vom Glaubensbekenntnis des Islam." Statt im Berliner Dom wurde das Stück nun vergangenen Samstag im Berliner Konzerthaus am Gendarmenmarkt aufgeführt.

Anders dagegen in Rotenburg an der Wümme, wo die Aufführung am 18. November in einer evangelischen Kirche stattfinden soll. Der Theologe Hans-Peter Daub nannte die Berliner Entscheidung ein "Dokument der Islamophobie": "Wo sind wir, wenn es nicht möglich ist, das Andersgläubige in der Kirche ihre Stimme erheben?" sagte er dem Evangelischen Pressedienst. Auch in Rotenburg sind kritische Stimmen zu hören, die von Religionsvermischung sprechen. Denn unmittelbar nach dem Gebetsruf des Muezzin ertönt das christliche "Kyrie eleison". Daub entgegnet: "Wir brauchen ein paar Christen, die beherzt über diese Grenze gehen." In Berlin sieht man das
anders. So sagte Christoph Markschies, Gemeindeglied der Domkirche, in seinen einleitenden Worten zum Konzert: "Die letztgültige, die schlußendliche Antwort auf die Frage, ob Christen und Muslime zu ein und demselben Gott beten, bleibt ohnehin Gott selbst überlassen."


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