© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 46/07 09. November 2007

Meldungen

IfZ: Gefährdungen für Europas Demokratien

MÜNCHEN. Eigentlich sind die Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte bekannt als ein Organ der historischen Forschung. Trotz aller Volkspädagogik, die man seit über fünfzig Jahren darin natürlich auch findet, sucht man Meinungsäußerungen in der Regel woanders. Um so mehr überrascht, wenn Horst Möller, federführender Herausgeber und Direktor des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ), dort nun mit einem massiven politischen Kommentar hervortritt (Heft 3/07). Möllers Thema sind die "Gefährdungen der Demokratie". Im Rückblick auf das historische Scheitern demokratischer Systeme im Mitteleuropa der Zwischenkriegszeit  glaubt er, aus dem gegenwärtigen "Reformstau", der nicht nur die Bundesrepublik belaste, eine "Wiederholungsgefahr" ausmachen zu können. Bekämen die Demokratien innerhalb der EU Defizite des Parlamentarismus, Staatsverschuldung, Regelungsdickicht, Überalterung, Kollaps des Gesundheitswesens und soziale Folgeprobleme der Globalisierung nicht in den Griff, könnte sich ein zweites Mal ein "Weg in die Katastrophe" eröffnen. Auffällig ist, daß auf Möllers Agenda das Gefährdungspotential der überall etablierten "Einwanderungsgesellschaften" nicht vorkommt.

 

Philologische Mühen um Europas Identität

GÖTTINGEN. Schon lange sind deutsche Literaturwissenschaftler um die "europäische Identität" ihres Fachs bemüht. Nun haben diese Anstrengungen mit der "Osnabrücker Erklärung zum Potential Europäischer Philologen" (dreisprachig dokumentiert in der jüngsten Ausgabe von Geschichte der Germanistik, Heft 31-32/07) gleichsam Verfassungsrang bekommen. "Eingedenk der Divergenz kultureller wie institutioneller Interessen" proklamieren die Autoren der Erklärung, daß die "linguistisch-literarisch-kulturelle Vielfalt" doch dazu prädestiniert sei, den "Kern einer europäischen Identität" zu bilden. Wie man sich die vorzustellen habe, darüber schweigt sich die Erklärung allerdings aus. Denn daß sie "im Unterschiedenen", in der "Anerkennung der Partikularität" liegen solle, hebt diese "Identität" kaum über den Status quo hinaus. Ob mit derart unklarer Programmatik dann das erklärte Ziel zu erreichen ist, den "drohenden Verlust der Kultursprachen" infolge der anglizistischen Welle aufzuhalten, scheint wenigstens unsicher.    

 

Geschichtswettbewerb: Prämien für Landessieger

KIEL. Neu im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist ein "regionaler Zwischenschritt". Im Wettbewerb 2006/07 wurden erstmals Preisträger auf Landesebene gekürt, die dann auf Bundesebene um die fünfzig besten Plätze konkurrieren. Teilnehmen können Geschichtsarbeitsgemeinschaften und Klassenprojekte von Schülern aller Altergruppen, von der 3. Grundschulklasse bis zum 13. Jahrgang. Den Landessiegern winken bescheidene 250 Euro als finanzielle Aufmunterung. In Schleswig-Holstein fand die erste Prämierung von Arbeiten zum Thema "Miteinander - gegeneinander? Jung und alt in der Geschichte" im Sommer 2007 statt (Mitteilungen der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, 72/07). Wohl zur Überraschung der Juroren beschäftigten sich drei der vier Landessieger nicht mit der NS-Zeit. So befaßte sich zum Beispiel der Beitrag des Gymnasiums Schloß Plön mit der eigenen Vergangenheit, einer "Revolte" im Jahr 1969, die sogar dem Spiegel einen Bericht wert war.

 

Erste Sätze

Es gibt Werke des Menschengeistes, denen die gütigen Götter Unsterblichkeit und ewige Jugend verliehen haben.

Thassilo von Scheffer: Die Schönheit Homers, Berlin 1921.


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