© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 47/07 16. November 2007

Unappetitliches vom Jahrmarkt der Eitelkeiten
Auflage ist alles: "Vanity Fair" schickt Michel Friedman als furchtlosen Drachentöter zum Hitler-Verehrer Horst Mahler
Doris Neujahr

Eine überflüssige Zeitschrift barmt um Aufmerksamkeit und kramt dafür - na, wen schon? - den Ewigen Adolf hervor. Im Februar 2007 startete Vanity Fair als hochglänzendes Zentralorgan über und für die Schönen und Reichen. Jetzt versucht es seine Daseinsberechtigung nachzuweisen, indem es ein langes Interview mit dem bekennenden NS-Verehrer Horst Mahler abdruckt, das dieser auch prompt mit einem zackigen "Heil Hitler!" eröffnet.

Wer alle Tassen im Schrank hat, für den hätte sich spätestens an diesem Punkt das Gespräch erledigt. Nicht so für Michel Friedman, den Vanity Fair als vorgeblichen Drachentöter in den Kampf geschickt hat. Denn auch Friedman giert nach Aufmerksamkeit. Er sieht sich noch lange nicht am Ende der Karriereleiter und hat es bereits geschafft, daß seiner Kokain-Schnupferei mit Nachsicht gedacht und sein Sich-Vergreifen an osteuropäischen Zwangsprostituierten sogar unter den Teppich gekehrt wird. Das Interview verteidigt er mit dem Argument, man müsse auch "das Unappetitliche" vermitteln. Dafür jedoch braucht er keinen Horst Mahler, denn er selber ist seine exemplarische Verkörperung.

Chefredakteur Ulf Poschardt nennt die Veröffentlichung des Gesprächs, in dem Hitler als der "Erlöser" Deutschlands gepriesen wird, eine Auseinandersetzung mit den Feinden der Demokratie "in einer Zeit, in der rechtes Gedankengut auch bürgerliche Schichten erreicht". Diesem Impresario des blasierten Flachsinns ins Stammbuch: Eine weitere Zeitschrift, die nach Antifa-Manier von einem "Extremismus der Mitte" schwadroniert, braucht Deutschland nun wirklich nicht!

Mahler ist in dieser Triade der Ehrlichste: Er sagt das, was er schon seit Jahren sagt und schreibt und wohl auch denkt. Da er diese Gesellschaft offen verachtet und ihm an ihrer Anerkennung nichts mehr liegt, verfängt Friedmans erpresserischer Fragestil bei ihm nicht, und siehe da: Der Drachentöter schrumpft zum Rumpelstilzchen! Das ist das einzig Interessante an diesem von Anfang an auf Skandal angelegten Interview.


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