© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 48/07 23. November 2007

Leserbriefe

Zu: "Wir verneigen uns" von Dieter Stein, JF 46/07

Uns ein Beispiel nehmen

Ihre Idee, ein Poster von Stauffenberg für "jedes Jugendzimmer" abzudrucken, fand ich sehr gut, da gerade sein "Eid der Erhebung" die junge Generation darin bestärken kann, eigene moralische Überzeugungen auch angesichts größter Hindernisse und Opfer zu verteidigen.

Stauffenberg fühlte sich der Pflege und Fortführung der jahrhundertelangen Kultur des "heiligen Deutschland" verpflichtet, die unter den Nationalsozialisten Gefahr lief, endgültig zerstört zu werden. Wir alle, insbesondere die Jugend, sollten uns ein Beispiel nehmen an diesem Einsatz zur Rettung des deutschen Kulturguts, für den Stauffenberg schließlich mit seinem Leben bezahlte. Es gilt sich daher um so entschlossener gegen alle die Personen zu wehren, die uns heutzutage immer noch einreden wollen, daß der Nationalsozialismus die zwingende Folge deutscher Kulturgeschichte und somit eine Anknüpfung an letztere, vor allem im Bereich der Kunst, nicht möglich sei.

Falls wir nämlich dieser fatalen, vor allem in Deutschland verbreiteten Weltanschauung nicht Einhalt gebieten, werden obige Personen eines Tages das erreicht haben, was den Nationalsozialisten trotz der Hinrichtung Stauffenbergs damals nicht gelungen ist: die vollständige Auslöschung einer lebendigen, im wahrsten Sinne des Wortes originellen deutschen Kultur.   

Frank Fojtik, Georgenberg

 

Es muß einen nicht wundern

In seinem Beitrag fragt Dieter Stein: "Warum widmet sich Deutschland so halbherzig-verschämt derer, die aufstanden?" Er gibt selbst die Antwort: "Gestalten, die zudem bezeugen, daß der Kampf um die Bewahrung der Nation ein legitimer war." Ich kann mich noch gut der Zeiten erinnern, als Stauffenberg und seine Mitverschwörer ein ihres Handelns würdiges Gedenken erfuhren.

Am 20. Mai 1994 berichtete die Saarbrücker Zeitung, Ignaz Bubis, der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, habe festgestellt, das Attentat sei kein Aufstand des Gewissens gewesen, sondern lediglich der Versuch, "zu retten, was zu retten war". Damit war das Stichwort für die Bewertung des Ereignisses durch bundesrepublikanische Politiker gegeben. Wenn man sich der letzten Worte Stauffenbergs erinnert - die heute reflexhaft Beobachtung durch den Verfassungsschutz auslösen würden -,  muß einem klarwerden, warum die bundesdeutsche Politik die Hitler-Attentäter allmählich im Orkus des Vergessens verschwinden läßt.             

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: "Keine Angst vor Sonderwegen" von Karlheinz Weißmann, JF 46/07

Für die Opfer belanglos

Für die bedauernswerten Opfer von Terror und Massenmorden ist die feinsinnige Unterscheidung, ob sie für eine angeblich "gute" Sache oder eine schlechte abgeschlachtet wurden, belanglos.

In den kommenden Wochen und Monaten ergibt sich wieder eine Gelegenheit, einen Sonderweg zu gehen, gegen ein politisch korrektes Vergleichsverbot zu verstoßen. Denn es sind 75 Jahre seit dem schrecklichen "Holodomor" vergangenen, dem im Winter 1932/33 fünf bis sieben Millionen Ukrainer und zwei Millionen Kasachen zum Opfer fielen. Stalin und seine bolschewistischen Schergen hatten durch Rekrutierung von Nahrungsmitteln, Reiseverbot der ländlichen Bevölkerung etc. bewußt eine verheerende Hungersnot herbeigeführt.          

Dr. Klaus Winkler, München

 

 

Zum Leserbrief: "Eine Korrektur" von Helmut Dohrmann, JF 46/07

Für spätere Generationen

Ich hatte mich in meinem Beitrag nicht über den absoluten Anteil von Kohlendioxid in der Atmosphäre ausgelassen (dieser beträgt in der Tat ca. 0,03 Prozent), sondern über den "anthropogenen" (menschgemachten) Anteil an CO2-Emissionen von der Erdoberfläche in die Atmosphäre. Und dieser wird auf maximal fünf Prozent geschätzt, d. h. absolut gesehen  fünf Prozent von 0,03 Prozent, demnach 0,0015 Prozent. Und das ist aus meiner Sicht vernachlässigbar klein und rechtfertigt auf keinen Fall massive Maßnahmen zur "Bekämpfung" von CO2 und daraus abgeleitet einen CO2-Emissionshandel.

Richtig ist aber, daß insbesondere mit fossilen und nicht-erneuerbaren Energierohstoffen sparsam umgegangen werden sollte, nicht um den CO2-Ausstoß zu verringern, sondern um auch spätere Generationen an diesen teilhaben zu lassen.

Eberhard Stotko, Isen

 

 

Zum Interview mit Ernst Nolte, JF 45/07 und JF 46/07

Nur politische Begründung

Außerordentlich freut mich die Tatsache Ihres Interviews mit Professor Nolte. Sein größter Gegner Habermas gab kürzlich zu, daß er den "Historikerstreit" mit Nolte und drei anderen Professoren der Geschichte nur politisch, nicht wissenschaftlich begründen konnte.

Wolfgang Thorwirth, Gummersbach

 

Rußland spürt es noch heute

Der Gulag war ein "Allesfresser" nach grausamsten Planvorgaben. Alle Schichten waren betroffen. Den Aderlaß von Intellektuellen spürt Rußland noch heute. Über die "Artikulierung" von Erfahrungen zu sprechen, ist lächerlich, denn wenn auch rund zwei bis drei Prozent der Inhaftierten zurückkehrten, so hatten diese solche tödliche Angst, daß sie über das Erlebte sogar eigenen Kindern nicht erzählten.

Franz Harder, Leopoldshöhe

 

 

Zu: "Kalter Bürgerkrieg auf Deutschlands Straßen" von Michael Paulwitz, JF 46/07

"Plemplem-Land"

Was der Autor des Artikels treffend beschreibt, durfte ich mir dieser Tage in Münchens Innenstadt in einem roten (türkischen) Fahnenmeer von 10.000 Marschierern vergegenwärtigen. Damit endete die Woche, in der Claudia Roth sich bei Bischof Walter Mixa an Pol Pot erinnert fühlte, die SPD ein Tempolimit forderte, das nicht einmal den klimatischen Effekt einer einzigen wachsenden chinesischen Großstadt kompensiert, die Linke im Bundestag gegen ein Mauerdenkmal votierte und sich erneut ohne Konsequenzen als Post-SED-Partei verriet und schließlich der Vorsitzenden des "Wächterrates" tagelang zum Geburtstag eine Seite in der Bild-Zeitung gewidmet wurde. Mit Ausnahme der Schwerpunkte in Ihrer (unserer) Zeitung halte ich es mittlerweile mit dem bayerischen Komiker Günter Grünwald - ".. wir leben im Plemplem-Land".

Stefan Wagner, München

 

 

Zu: "Geschwächter Souverän" von Jens Jessen, JF 45/07

Kann das gewollt sein?

Wozu leisten wir uns ein eigenes Parlament, wenn 84 Prozent aller Rechtsakte hierzulande Produkte der EU sind und nur 16 Prozent aus Berlin stammen? Welch ein Marionettentheater, wenn den nationalen Parlamenten nicht einmal nachträglich die Entscheidungen aus Brüssel zur Begutachtung vorgelegt werden. Was lassen wir uns alles gefallen? Natürlich werden sich die Abgeordneten nicht freiwillig von vollen Futterträgen verabschieden mit allen Privilegien, die damit verbunden sind, aber was tun wir Bürger gegen diesen Skandal, der uns nicht nur finanziell ruiniert, sondern eigentlich doch unseren Staat und vielleicht auch die Demokratie abschafft? Kann das gewollt sein?    

Dorothea Kunze, Bergisch Gladbach

 

 

Zu: "Kampf um die Öffentlichkeit" von Dieter Stein, JF 45/07

Groteske Vorstellung

Ende 2003 habe ich dem Bund der Vertriebenen (BdV) zum ersten Mal nahegelegt, sich von der Vorstellung, ein Zentrum gegen Vertreibungen verwirklichen zu können, zu verabschieden, obwohl namhafte Unterstützer bereitstanden. Peter Glotz ist inzwischen verstorben, Alfred de Zayas mit seinen Büchern zum Thema in die rechte Ecke gestellt, die Präsidentin des BdV nicht nur von Polen und Tschechen, sondern auch von der deutschen Linken übelst diffamiert.

Schon 2003 war die Vorstellung grotesk, wir deutschen Vertriebenen dürften in unserem Land unsere Vertreibung nicht dokumentieren, ohne die Vertreiber mit ins Boot zu nehmen - von der würdigen Erinnerung an die mehr als zwei Millionen Opfer einmal ganz zu schweigen. Die Ausstellung "Erzwungene Wege" hat uns anschaulich zeigt, wie das aussehen würde.     

Dietlinde Bonnlander, Imst

 

 

Zu: "Die rote Versuchung" von Thorsten Hinz, JF 45/07

Weil sie den Krieg gewannen

Die "rote Versuchung" ist auch deshalb im Gegensatz zu Hitlers Faschismus eine geblieben, weil sie von zwei besonders mächtigen Nachfolgestaaten geschützt wird: Rußland und China. Die beiden brauchen ihre Geschichte nicht abzutreiben, weil sie im Krieg gewonnen haben.

Simon Aumeier, Weiden

 

 

Zu: "Jesus war kein Kommunist" von Klaus Motschmann, JF 45/07

"Was mein ist, ist dein"

Jesus war kein Kommunist, Klaus Motschmann hat es nachgewiesen, kürzer und treffender noch Pater Bernhard Starischka, den der Marine-Richter Filbinger 1945 vor einem Todesurteil bewahrt hat. Sein Diktum lautete: Der Kommunist sagt "Was dein ist, ist mein", der Christ sagt "Was mein ist, ist dein".

Christus hatte keine Illusionen, am letzten Abend sagt er den Jüngern: "Arme habt ihr allezeit bei euch." Er war also kein Sozialrevolutionär. Insoweit hat Benedikt XVI. recht. Allerdings setzte sich Christus mit Zöllnern und Sündern zu Tisch, wogegen Benedikt XVI. wirkliche Gemeinschaft mit Lutheranern und Calvinisten verneint. Auch ein Papst hat noch zu lernen.

Vom "unaufgebbaren Humanum des Sozialismus" faselte angesichts des Zusammenbruches des Sowjetimperiums der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Peter Beier. Er starb zu früh. Das "Schwarzbuch des Kommunismus" mit dem Nachweis von 120 Millionen Todesopfern erschien 1997.

Prof. Dr. Th. Schmidt-Kaler, Margetshöchheim

 

 

Zu: "Egoistische Daseinsvorsorge" von Doris Neujahr und "Rasch mal eben" von Thorsten Thaler, JF 45/07

Herzlichen Dank

Wir bewundern Euren Geist und Mut.  Ihr habt uns wieder einmal so richtig aus dem Herzen gesprochen. Es ist uns sowieso ein Rätsel, wie Ihr es schafft, jede Woche pünktlich eine hochinteressante Zeitung zu produzieren, die ihresgleichen in Deutschland sucht. Allen Mitarbeitern "rasch mal eben" herzlichen Dank.

Renate Alt, Leipzig

 

 

Zu: "Egoistische Daseinsvorsorge" von Doris Neujahr, JF 45/07

Eine präzise Charakterisierung

Bisher habe ich noch nie eine so präzise, das richtige Maß wieder herstellende Charakterisierung des militanten Volker Beck lesen können. Solche Zeitgenossen, die ihre sexuelle  Andersartigkeit wie eine Monstranz vor sich her tragen, fordern den letzten Absatz des Artikels geradezu heraus.

Gunter Wigand, Karben

 

 

Zur Meldung: "Heß-Flug: Dubiose Quelleninterpretation", JF 45/07

Hat er das Buch ganz gelesen?

Die darin erhobenen vagen Verdächtigungen und Vorwürfe gegen den britischen Historiker Martin Allen sind wenig begründet, wenn man erfährt, daß eine britische Behörde ihre Ermittlungen gegen Allen eingestellt hat, und wenn mehrere britische Autoren das Werk von Allen positiv bewerten.

Nach der britischen Kriegserklärung sah sich das NS-Regime unmittelbar vor dem gefürchteten Zweiten Weltkrieg. Wenn Ernst Haig behauptet, aus Allens Buch könne man nichts entnehmen, was noch nicht bekannt sei, so fragt man sich, ob er das Buch auch ganz gelesen hat. Der TV-Sender n-tv strahlte bereits im Jahr 2004 eine Dokumentation aus, die weitgehend auf Allens Werk beruht. Diese Dokumentation ist auch als Langfassung auf DVD unter dem Titel "Geheimakte Heß" erhältlich.

Dr. Friedrich Wilhelm Stapperfenne, Kalletal

 

 

Zum Schwerpunktthema "Der Fall Eva Herman", JF 43/07

Weltfremde Verleugnung

Als Lehrer in NRW muß ich mich natürlich fragen, ob ich nicht auch sofort entlassen werden muß, denn alles fing schon mit meiner Geburtsurkunde an, die einen Stempel mit Hakenkreuz trägt. Meine Eltern sprachen Deutsch mit mir, meine Lehrer waren fast ausnahmslos Soldaten des Zweiten Weltkrieges - so könnte ich fortfahren. Wie weltfremd muß man sein, seine Geschichte so verleugnen zu wollen?

Bernhard Finge, Erftstadt

 

 

Zu: "Zwang zur Verstaatlichung" von Wilhelm Hankel, JF 42/07

Unlogische Schlußfolgerungen

Herr Hankel meint, als Folge der Bankenkrise eine Verstaatlichung des Bankensektors fordern zu müssen, weil ansonsten die "globalisierte Marktwirtschaft" gefährdet wäre. Die wiederum hält er offensichtlich für eine gute Einrichtung. Doch was meint er damit? Die einstige Soziale Marktwirtschaft des Ordoliberalismus ist es ja gerade nicht, was heute den Namen Globalkapitalismus trägt. Und diese neoliberale Form des ursprünglichen Manchester-Kapitalismus ist es, die den ganzen Erdball heute im Griff hat. Doch was ist daran eigentlich gut?

Hankels Kerngedanke in Kurzfassung: Um die "globalisierte Marktwirtschaft" zu retten, müsse das Geld- und Kreditwesen wieder verstaatlicht werden. Welch eine Logik! Der Kapitalismus alter und neuer Prägung verlangt freien Spielraum für alle Marktkräfte. Dazu gehört der Geld- und Kreditmarkt. Ohne die Renditegier des internationalen Großkapitals hätte die realwirtschaftliche weltweite Ausbreitung des Kapitalismus nicht stattfinden können, die Hankel ja gutheißt. Wer aber in einem Wirtschaftssystem die marktradikalen Prinzipien für die Güter- und Leistungsmärkte gutheißt, kann sie für die Finanzmärkte nicht ablehnen. Es geht nicht an, die Folgen einer Tat zu begrüßen, die Tat selbst aber abzulehnen.

Hermann Patzak, Hainsacke

 

 

Zu: "Wir verneigen uns" von Dieter Stein, JF 46/07

Helden mußten Feld für Stars räumen

Die Helden der Vergangenheit mußten das Feld für die Stars der Neuzeit räumen. Dadurch gingen aber auch viele Werte, die sie verkörperten, wie Selbstlosigkeit, Demut und Nächstenliebe  verloren.

Ein Star ist häufig eine Person, die unbedingt berühmt werden will. Sie möchte verehrt werden. Das eigene Ego steht im Mittelpunkt. Bei Helden handelt es sich oft um Menschen, die sehr demütig sind und durch ihren Glauben an Gott nicht sich selbst als Zentrum ihres Lebens betrachten, sondern Gott und ihren Nächsten. Sie sind bessere Vorbilder, denn sie richten unseren Blick auf zeitlose, weil ewige Dinge.

Denn während viele Stars an zeitliche Dinge wie Erfolg und Geld ihr Herz hängen, ist sich ein Held der Bedeutung der Ewigkeit bewußt. Ein Held weiß, daß er im Jenseits Rechenschaft für sein Leben ablegen muß, und orientiert sich dadurch an unvergänglichen, ewigen Normen.

Würden wir Menschen uns wieder mehr auf das Jenseits als auf das Diesseits konzentrieren, dann wäre dies das Comeback der Helden.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim


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