© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Meldungen

Gewerkschaften sollen aufhören, links zu sein

BOSTON. Der US-Ökonom Richard B. Freeman hat die Arbeitsmarktpolitik in Deutschland kritisiert. "Ich habe die Hartz-Reformen von Anfang an nicht für eine große Sache gehalten, und bisher zeigen alle Studien, daß sie auch nicht viel gebracht haben" erklärte der Harvard-Professor in der Wirtschaftswoche. Für den Rückgang der Arbeitslosigkeit sei die Lohnzurückhaltung in Verbindung mit der guten Konjunktur verantwortlich. Durch die geplante längere Zahlung des Arbeitslosengeldes I würden Ältere wieder "von Jobcentern an die Rentenkasse durchgereicht". Das Geld müßte hingegen für Lohnzuschüsse oder Qualifizierungsmaßnahmen eingesetzt werden, so Freeman. Die Einführung von gesetzlichen Mindestlöhnen sei keineswegs eine Gefahr für die Beschäftigung. "In Großbritannien kritisiert den Mindestlohn keiner mehr, egal ob rechts oder links. Natürlich darf ein Mindestlohn nicht zu hoch sein, sonst vernichtet er Arbeitsplätze." Gewerkschaften seien als Gegengewicht zur Macht der Unternehmen wichtig, denn "Geschäftsleute sind nun mal keine Heiligen". Aber sie sollten aufhören, "reflexartig links zu sein und in den alten Kategorien von Arbeit und Kapital zu denken. Dann könnten sie sich zum Beispiel stärker für Gewinnbeteiligungen der Arbeitnehmer einsetzen."

 

Erbschaftsteuerreform bedroht Mittelständler

KÖLN. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat die von der Bundesregierung geplante Neuregelung der Erbschaftsteuer kritisiert. Mittelständische Familienunternehmen sollen dabei im Prinzip entlastet werden. "Kommt es über zehn Jahre nicht zu einem größeren Arbeitsplatzabbau und besteht das Betriebsvermögen auch noch nach 15 Jahren, bleibt der vererbte Betrieb zu 85 Prozent steuerfrei. Wenn es der Firma aber schlechtgehen sollte, beschleunigt die Neuregelung den Niedergang", warnte vorige Woche der IW-Experte Klaus-Heiner Röhl. Die Steuerlast von Familienunternehmen werde nach dem neuen Erbschaftsteuerrecht gerade dann enorm steigen, wenn der vererbte Betrieb aufgrund von Absatzproblemen seine Belegschaft reduzieren muß. "Wird diese jedoch bezogen auf die Lohnsumme um mehr als 30 Prozent abgeschmolzen, muß der Firmenerbe Erbschaftsteuer nachzahlen - auch wenn die Kasse leer ist", so das IW. Den betroffenen Betrieben droht Insolvenz.

 

WWF: Hohe Fangquote bedroht Roten Thunfisch

Antalya. Der Umweltverband WWF hat die weiter hohe Fangquote für den stark bedrohten Roten Thunfisch (Thunnus thynnus) kritisiert. Etwa 29.500 Tonnen des Speisefisches dürfen in der Saison 2008 im Mittelmeer und im Ostatlantik gefangen werden. Dies hatten die 45 Staaten der Kommission zum Schutz des Atlantischen Thunfischs (ICCAT) bei ihrer Konferenz in Antalya beschlossen. "Dies ist ein neuer Akt in einer seit Jahren andauernden Tragödie, an deren Ende der Kollaps des Roten Thunfisch stehen könnte. Die Konferenz glänzte durch Inkompetenz", erklärte der Spanier Sergi Tudela vom WWF-Mittelmeerprogramm. Neben den zu hohen Fangquoten setze vor allem die illegale Fischerei dem Roten Thunfisch zu. Schätzungen gehen davon aus, daß die tatsächliche Fangemenge bei über 50.000 Tonnen im Jahr liegt.

 

Zahl der Woche

Mit 49 Milliarden Euro investierte die deutsche Industrie 2006 7,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Größter Investor mit 8,8 Milliarden Euro war erneut die Autoindustrie, gefolgt von der Chemiebranche mit 6,1 Milliarden Euro, dem Maschinenbau (5,1) und den Herstellern von Metallerzeugnissen (3,6). (Quelle: Statistisches Bundesamt)


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