© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 49/07 30. November 2007

Meldungen

Irak: Imageprobleme legitimer Gewaltakteure

BONN. Das unlängst in Bagdad vom "Fachpersonal" der Firma Blackwater angerichtete Blutbad lenkte für einen Augenblick die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf den Umstand, daß neben den US-Streitkräften eine Privatarmee, ein Verbund von "Sicherheitsfirmen", im Irak ihr Unwesen treibt. Für die Politologin Andrea Schneiker offenbaren "Übergriffe" wie das Bagdader Massaker hingegen nur, daß zwar mitunter "Imageprobleme" auftreten, es ansonsten aber privaten Militärfirmen gelungen ist, sich als "legitime Gewaltakteure" zu etablieren (Internationale Politik und Gesellschaft, 4/07). Denn Blackwater&Co. würden seit langem nicht mehr als "Söldner" wahrgenommen, sondern als Dienstleistungsbetriebe, die ihre Märkte konsolidieren oder ausbauen. Angesichts der "hohen Nachfrage" in wachsenden "Räumen begrenzter Staatlichkeit" und der vor allem in den USA gewonnenen ökonomischen Bedeutung sei ein "generelles Verbot" solcher Unternehmen inzwischen "unwahrscheinlich und bliebe wirkungslos". Da müsse man auch bei der Beantwortung der Frage Optimist sein, ob profitorientierte Akteure, die mit "Unsicherheit" Geld verdienen, überhaupt "effektiv Sicherheit" produzieren wollen. Letztlich könne nur die international abgestimmte "Verregelung" privater Machtausübung ihre "negativen Auswirkungen wenn nicht verhindern, so doch zumindest verringern". In den USA gebe es solche Reglements, doch die stellten nur sicher, daß die Privatmilitärs sich den Interessen der US-Außenpolitik unterordnen.

 

Rabehl: Dutschke Opfer von Ost-Geheimdiensten

Kiel/Berlin. Der ehemalige Freund und politische Weggefährte Rudi Dutschkes, Bernd Rabehl, bezweifelt, daß der ehemalige Studentenführer 1968 tatsächlich Opfer eines Rechtsextremisten geworden ist. In einem Interview in der neuen Ausgabe der Deutschen Militärzeitschrift (DMZ) sagt der ehemalige Soziologie-Professor der Freien Universität Berlin und vormalige Apo-Aktivist: "Ich bezweifle das. Im Gegenteil, es gibt sogar Indizien, daß der Täter in Wirklichkeit für Ost-Geheimdienste, vielleicht die HVA der DDR oder den KGB tätig war." Als Gründe für den Anschlag nennt Rabehl die vom Ostblock gewünschte und infolge des Anschlags tatsächlich eingetretene "Radikalisierung der westdeutschen Protestbewegung" sowie die Tatsache, daß Dutschke "dem Ostblock schon lange ein Dorn im Auge war". Am 11. April 1968 hatte der angeblich rechtsextreme Hilfsarbeiter Josef Bachmann Rudi Dutschke in Berlin auf offener Straße niedergeschossen. Bei ihm fand man eine Ausgabe der National-Zeitung mit einem Schmäh-Artikel über Dutschke, was als Beweis für Bachmanns Motiv gewertet wird.


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