© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

Meldungen

Tony Judt mit Hannah-Arendt-Preis geehrt

BREMEN. Der britische Historiker und Hochschullehrer Tony Judt ist mit dem Bremer Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken 2007 ausgezeichnet worden. Die Jury würdigte damit Judts Engagement in der öffentlichen Debatte über Europa und den Westen. Judt frage nach einem Europa der Vielfalt und nicht nach einem Europa der Einheit, hieß es in der Begründung. In einem Interview mit dieser Zeitung (JF 13/06) hatte Judt sich über die Zukunft Europas jenseits von Brüssel geäußert. Trotz aller Widerstände habe er sich das politische Denken nicht verbieten lassen. Judt gilt als scharfer Kritiker der Politik Israels gegenüber den Palästinensern. In seiner Dankesrede vergangenen Freitag erinnerte Judt an die "historische Einzigartigkeit des Holocaust". Die Bezugnahme darauf bei aktuellen Vorkommnissen habe jedoch junge Menschen verwirrt. Der ständige Hinweis auf Antisemitismus, wenn jemand Israel angreife oder die Palästinenser verteidige, ziehe Zyniker an. Tatsächlich sei Israel heute nicht in existentieller Gefahr: "Juden im Westen sind keinen Bedrohungen oder Vorurteilen ausgesetzt, die im entferntesten mit den damaligen vergleichbar wären - oder vergleichbar mit den Vorurteilen gegen andere Menschen." Der mit 7.500 Euro dotierte Preis wird von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Land Bremen verliehen. Er erinnert an die deutsch-jüdische Publizistin Hannah Arendt (1906-1975).

 

Gudrun Wagner im Familiengrab beigesetzt

BAYREUTH. Gudrun Wagner, die Ehefrau des Bayreuther Festspielleiters Wolfgang Wagner, ist im engsten Familienkreis in Bayreuth beigesetzt worden. Die 63jährige fand am Montag dieser Woche im Familiengrab der Wagners auf dem Stadtfriedhof ihre letzte Ruhestätte. An einer Trauerfeier und der anschließenden Beisetzung nahmen nach Angaben eines Festspielsprechers rund 20 Verwandte und Freunde der Wagners teil. Die 1944 in Ostpreußen geborene, seit 1976 mit Wolfgang Wagner verheiratete Gudrun Wagner war am vergangenen Mittwoch überraschend gestorben. Sie galt als wichtigste Mitarbeiterin ihres Mannes und heimliche Herrscherin auf dem Grünen Hügel.

 

"Gotteswahn"-Buch droht Verbot in Türkei

ISTANBUL. Der Bestseller "Gotteswahn" des atheistischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins (Oxford) erregt in der Türkei großen Unmut. Möglicherweise wird sich der Verleger der türkischen Ausgabe wegen der Beleidigung von Gläubigen vor Gericht verantworten müssen. Ein Leser habe Beschwerde eingereicht, weil das Buch die religiösen Gefühle von Muslimen, Christen und Juden verletze, teilte der Verleger Erol Karaaslan nach einem Gespräch mit der Staatsanwaltschaft in Istanbul mit. Der Leser verlange, daß das Buch vom Markt genommen und der Herausgeber bestraft werde. Dawkins setzt unter anderem die Weitergabe des Glaubens an Minderjährige mit Kindesmißbrauch gleich. Karaaslan hat um mehr Zeit gebeten, um mit Hilfe eines Rechtsanwalts eine Verteidigungsschrift zu verfassen. Das türkische Verlagshaus Kuzey hat bisher 6.000 Exemplare des Buchs gedruckt. Wie die Zeitung Christian Post (London) berichtet, haben Umfragen in der Türkei einen hohen Grad an Religiosität der überwiegend muslimischen Bevölkerung ergeben. Besonders verbreitet sei die Ablehnung der Evolution. Wie die Bibel, so stelle auch der Koran fest, daß Gott die Welt in sechs Tagen erschaffen habe. In der Türkei leben rund 100.000 Christen. 99 Prozent der 70 Millionen Einwohner sind Muslime.

 

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