© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

Meldungen

Polen 1939: "Übergriffe" auf deutsche Minderheit

ESSEN. Rasend schnell diffundiert Geschichtspropaganda, die Jochen Böhler über den angeblichen "Vernichtungskrieg" der Wehrmacht in Polen ausstreut (zuletzt JF 36/07), ins Gefäßsystem der Kulturwissenschaften. So analysiert nun der Filmhistoriker Joachim von Moltke den Streifen "Heimkehr" (1941), der mit Paula Wessely in der Hauptrolle das Schicksal von Volksdeutschen in Polen thematisiert, auf der Basis von Böhlers Desinformationen (GeschichtsWerkstatt, 46/07). Demzufolge, wie von Moltke allerdings nur in einer Fußnote referiert, habe es zwar polnische "Übergriffe" auf die deutsche Minderheit gegeben, aber nur "vor Beginn und in der Anfangsphase des Krieges", und da müßten sie als "Reaktion auf die deutsche Kriegshetze" gewertet werden. Da von Moltke letztlich nur "vermeintliches Unrecht an Deutschen" kennt, liege dem "durchaus gut gemachten" Film keine historische Realität zugrunde. Folglich sind seiner Deutungsphantasie keine Grenzen mehr gesetzt. Horkheimer und Adorno folgend, glaubt er die "Projektionslogik" von "Heimkehr" aufzudecken, wonach die filmischen Bilder nur deutsche "Gewalt" an Juden und Polen auf die Außenwelt projizierten.

 

Statt "Restauration" "konservative Moderne"

TRIER. Immer noch zählt es zu den zeithistorischen Gemeinplätzen, das Jahr 1945 nicht als Zäsur zu verstehen, sondern lieber von der "Kontinuität" mindestens bis 1968 zu sprechen und die Adenauer-Ära als "Restauration" zu bezeichnen. Anhand ihrer "Quellenstudien und Begriffsanalysen zur Geschichte des Deutschunterrichts im Westdeutschland der Nachkriegszeit" kommen die Bildungshistoriker Thomas Roberg und Sebastian Susteck zu etwas anderen Einsichten (Wirkendes Wort, 1/07). In ihrer Mikrostudie anhand von Abiturarbeiten eines Kölner Gymnasiums räumen sie zwar ein, daß sich in den Unterrichtsinhalten, auch weil die Besatzungsmacht hier nur zaghafte "Eingriffe" riskierte, "restaurative Tendenzen" zeigten. Ein Maximum an "Rückwärtsgewandtheit" ergebe sich aber nur aus dem Bezug auf die "christlich-abendländische Kultur". Nicht also "Restauration" erfasse den Zeitgeist der fünfziger Jahre, sondern "konservative Modernisierung", ein Epochenbegriff, der die "Dialektik von konservativer Wertorientierung und gesellschaftlicher Modernisierung" angemessener zum Ausdruck bringe.

 

Erste Sätze

"Man sollte keine Bücher schreiben."

Adrian Mohr: Fischfang ist not! Freuden und Leiden in der deutschen Hochseefischerei, Leipzig 1926


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