© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 50/07 07. Dezember 2007

Leserbriefe

Zu: „Angst vor grenzenloser Kriminalität“ von Karl Schwarz, JF 48/07

Immunsystem aufgegeben

Staatsgrenzen sind, vergleichbar der Haut eines Lebewesens, das Immunsystem eines Staates, das unerwünschtes Eindringen von Menschen, Waren oder Zuständen halbwegs zuverlässig verhindern und den Bereich seiner Souveränität, Unabhängigkeit und Integrität markieren soll. Wer sie abschafft bzw. öffnet, verzichtet auf diesen Filter- und Selbstbehauptungseffekt und setzt das Staatsvolk unkontrollierten Einflüssen aus. Wie zugegeben wird, kann eine ins Inland verlegte „Schleierfahndung“ nicht das gleiche wie Grenzkontrolle leisten. Auch darf angenommen werden, daß die Außengrenzkontrollen unserer EU-Anrainerstaaten nicht die gleiche Qualität wie die nunmehr aufgegebenen eigenen besitzen.

Kurios ist ein anderer Aspekt der „Schleierfahndung“: Stolz wurde im Frühjahr berichtet, daß allein die Rosenheimer Schleierfahnder im vergangenen Jahr über 400.000 Kilometer gefahren seien. Da wird also statt effektiver stationärer Grenzkontrollen eine halbe Million Kilometer mit Autos für weniger ergiebige Resultate gefahren – der CO2-Popanz spielt da plötzlich keine Rolle mehr.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zum neuen Internetauftritt der JF

Schuß in den Rücken

So abstoßend ich die Versuche von Stephan Braun & Co. empfinde, die JUNGE FREIHEIT zu diskriminieren: Es fällt mir doch schwer, diesmal mein Scherflein zur Verteidigung beizutragen. Ich bin nämlich noch erschlagen von der Absicht der JF, im Weltnetz (oder meinetwegen auch Internet) einen „Newsletter“ einzurichten. Ein Schuß in den Rücken für alle, die sich für die deutsche Sprache einsetzen. Hoffentlich ändern Sie das noch und führen nicht die üblichen Scheingründe zur Verteidigung an. Auf jeden Fall gehört dieses faule Ei in den Sprach-Pranger.

Jörn Seinsch, Gummersbach

Anmerkung der Redaktion: Wir arbeiten an einer Änderung des Begriffs. Aus technischen Gründen dauert das noch etwa zwei Wochen.

 

 

Zu: „Großmacht ja, Weltmacht nein“, Interview mit Peter Scholl-Latour, JF 49/07

Ukrainer sehen’s anders

Scholl-Latours Ausführungen zum „Zwangs­frieden“ von Brest-Litowsk können nicht unwidersprochen bleiben, vor allem, wenn er Rußlands Verlust der Ukraine bedauert. Die Ukrainer haben dazu eine andere Meinung als dieser deutsche Journalist, wenn sie sich an den Genozid erinnern, den die Bolschewisten nach dem Ersten und nochmals nach dem Zweiten Weltkrieg an ihrem freiheitsliebenden Volk begingen.

Der Frieden von Brest-Litowsk war im Vergleich zum durch Erpressung aufgezwungenen Versailler Diktat die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts der Völker, das Präsident Wilson versprochen hatte. Deutschland nahm sich keinen Zoll fremden Bodens, sondern gab den von den Zaren unterjochten Völkern die ersehnte Unabhängigkeit: Finnen, Esten, Litauern, Polen, Ukrainern und Kaukasiern.

Auf Reparationen wurde verzichtet. Erst als Trotzki durch ideologische Abschweifungen die Verhandlung in die Länge zog und hinterrücks den Kampf wieder aufnehmen wollte (die deutsche Niederlage im Westen war absehbar), wurden Rußland Kontributionen auferlegt.

Ingeborg Pohl, Kleinmachnow

 

 

Zu: „Das Nazometer piept weiter“ von Michael Kreuzberg, JF 48/07

Jokometer muß her

Machtsysteme verstehen bekanntlich keinen Spaß, können aber nicht verhindern, daß im kleinen Kreise über sie gelacht wird. Das war schon in der Nazizeit so. Der Witz zum Beispiel, der mit der Pointe endet „Hering, Hering genauso fett wie vor 14 Tagen, ich darf’s bloß nicht sagen“, brachte dem Heringsverkäufer zwar 14 Tage Knast ein, aber jeder kannte noch die erste Version seiner lautstarken Reklamen („genauso fett wie G. ...“), und der Verkaufserfolg war ihm vermutlich sicher. Mit Schmunzeln denke ich auch an eine Familienfeier in der ehemaligen DDR, wo einigen Verwandten immer neue Witze über das damalige politische System einfielen. Im aktuellen Fall empfehle ich ein „Jokometer“, mit dem unsere Medienmächtigen sich selbst testen können, ob sie wenigstens noch in der Lage sind, über sich selbst zu lachen.

Rudolf Taubitz, München

 

 

Zu: „Kratzer am Aushängeschild“ von Anni Mursula, JF 48/07

Fehler verteidigt

Fehler einzugestehen, wenn ein vermeintliches Vorbild an Integration sich später als Islamistenanhänger entpuppt, würde Größe zeigen. Fehler zu verteidigen, wider bessere nachträgliche Erkenntnis, damit das ideologische Weltbild nicht zusammenbricht, ist ein erbärmliches Armutszeugnis. Die Verweigerung einer Stellungnahme dazu im Fernsehmagazin „Kontraste“ läßt Feigheit und Rückgratlosigkeit erkennen.

Irmgard Urban-Gräger, München

 

 

Zu: „Deutschland rutscht nach links“, Interview mit Hans-Olaf Henkel, JF 48/07

Wem haben wir’s zu verdanken

Wem haben wir denn den von Henkel beklagten „Migrationsskandal“ zu verdanken? Doch Leuten wie ihm. Er konnte von Ausländern doch nie genug bekommen. Sprüche wie, er sei stolz darauf, daß Millionen von Ausländern in Deutschland lebten, stammen doch von ihm.

Joachim Gohlicke, Münster

 

Erst wenn persönlich betroffen

Nicht lange her, da tingelte Hans-Olaf Henkel als BDI-Präsident in Sachen Multikulti, Einwanderung, Toleranz und dergleichen durch Frankfurter Gymnasien (FAZ, 23. November 2000). Heute, nachdem sein Sohn von zwei Türken vor einer Diskothek „brutal überfallen und zusammengeschlagen“ worden war, sieht er die Sache etwas differenzierter und „vermutet inzwischen sogar, daß dieser Fall gar nicht ungewöhnlich ist“.

Mit solchem Erkenntnisgewinn folgt Henkel einem herausgehobenen linken Pressemenschen vom Berliner Tagesspiegel, dem kürzlich samt Zögling in einer Straßenbahn ähnliches widerfuhr und der darauf mit einem politisch überraschend unkorrekten Zeitungsartikel in seinem Blatt regierte.

Welche Lehre folgte daraus? Dergleichen Vorfälle berechtigen zu der Annahme, maßgebende Repräsentanten von Politik, Medien und „Big Business“ sind dann einmal tatsächlich „betroffen“, wenn sie persönlich mit den Segnungen ihrer eigenen fixen Ideen konfrontiert werden – auf deutsch: wenn’s auch ihnen ans Fell geht. Und das ist gut so.

Otto Foedtke, Aschaffenburg

 

 

Zu: „Empörung über Stephan Braun“ von Dieter Stein, JF 48/07

Aug’ in Auge gegenübertreten

Welche Mittel sind am geeignetsten, um sich gegen Anschuldigungen, wie Braun sie äußert, zu wehren? Aufklärung steht wohl an oberster Stelle, doch gibt es noch eine Möglichkeit, die man in Erwägung ziehen sollte: Laut Stuttgarter Zeitung vom 6. September 2007 handelt es sich bei der jetzigen Debatte um ein Fernduell. Es fand noch nie ein Treffen zwischen Dieter Stein und Stephan Braun statt. Ein solches Fernduell bietet aber  zu viele Rückzugsmöglichkeiten, die in Form von Ausflüchten auftreten, als daß ein Sieger daraus hervorgehen könnte.

Um endlich mit allen Verleumdungen und Unwahrheiten Schluß zu machen, ist ein Treffen der zwei Gegner unumgänglich. Es muß zu einem Showdown kommen! Wer hätte jemals einen Sieg gegen einen Gegner errungen, wenn er ihm nicht Auge in Auge gegenübergestanden hätte?

Fordern Sie Stephan Braun zu einer offenen Diskussion heraus. Nur ein solches Duell wird Klarheit schaffen.

Jan Weremchuk, Flörsheim-Dalsheim

 

 

Zu: „Gefährliche Doppelmoral“ von Michael Paulwitz, JF 48/07

Die Sprache verrät sie

Claudia Roths Ausfälle gegen Kardinal Mixa („durchgeknallter Oberfundi“), Wolfgang Thierses abfällige Äußerung über Helmut Kohl – Politiker dieses Typs sind mir seit jeher verdächtig. Gelegentlich verrät ihre Sprache, daß sich hinter ihrem Gutmenschen- und Betroffenheitsgetue in Wirklichkeit Menschenverachtung verbirgt.

Thierses Auftreten als Arglosigkeit zu deuten, hieße, ihn zu unterschätzen. Der „Ossi-Bär“ weiß ganz genau, was er tut. Seine tapsige Art ist seine Masche, mit der er hofft, jede Gemeinheit ungestraft unters Volk bringen zu können.

Joachim Reuter, Mönkeberg

 

Geniale Losung

Die Losung „Meine Freiheit nimmt mir keiner“ ist genial. Diese sollte die Redaktion möglichst lange beibehalten und kultivieren.

Klaus Pickert, Seelze

 

 

Zu: „Reemtsmas Thesen als Dokudrama“ von Stefan Scheil, JF 48/07

Keinen Knopp mehr antun

Um es gleich zu sagen: Ich sehe mir diese Serie nicht an! Ich habe Guido Knopp oft genug gesehen und weiß, was mich in der neuen Doku-Soap erwartet. Ich beschäftige mich seit mehr als dreißig Jahren mit den Fachgebieten der Marine- und Seekriegsgeschichte, der Militärgeschichte, der Geschichte der Weltkriege und besitze eine eigene Fachbibliothek mit inzwischen rund eintausend Bänden. Da muß ich mir keinen Knopp mehr antun, der seine Dokus nach Oscar Wildes ironischem Rat gestaltet: „Laßt nie Fakten einer guten Story in die Quere kommen.“

In seinem Buch „Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin“ schreibt der renommierte Historiker und Hitler-Biograph Werner Maser: „Die vom ZDF zum Nachvollzug authentischer Geschichte stilisierten Zeitgeschichtssendungen unterscheiden sich in ihrer Substanz, Qualität und grobschlächtigen Instrumentalisierung der Geschichte durchaus nicht von den Geschichtsmanipulationen der unbelehrbaren Marxismus-Exegeten.“ Knopp zollt „nicht der Geschichte, sondern dem Zeitgeist Tribut“.

Rolf Bürgel, Darmstadt

 

 

Zu: „Generation Spießbürger“ von Thorsten Hinz, JF 48/07

Bigotterie offenkundig

Der Leitartikel berichtete von dem Unterfangen des grünen „Establishments“ in Bremen, dem Nachwuchs eine Privatbeschulung angedeihen zu lassen, die aber keine Genehmigung besaß. Ich halte es für ausgesprochen wichtig, diesen skandalösen Vorfall journalistisch zu dokumentieren und weiter auszuleuchten. Was soll man kommentieren – die Bigotterie ist einfach zu offenkundig.

Zu meinem eigenen Arbeitsbereich gehört auch die Begegnung mit bürgerlichen Kreisen aus dem „linken Mainstream“. Der verheerende Leistungsabfall des Nachwuchses, vor allem in Gesamtschulen, ist in jedem Aufsatzheft, bei jeder Bearbeitung einer quadratischen Gleichung einsehbar. Viele Eltern erkennen das auch, trotzdem wird in Schilda rasend weiterreformiert.

Hanswerner Dietrichs, Hamburg

 

 

Zu: „Eva Herman und die Apo 2.0“, Interview mit Arne Hoffman, JF 47/07

Zeigt Wege auf

Das Interview mit Arne Hoffmann bestätigt wieder einmal, daß die JF unverzichtbar ist. Darin erfährt der Leser genau die Vorgänge, die ihn von Schwarzseherei und Hoffnungslosigkeit heilen, die Alten insbesondere, denen nur Senilität und Überholtheit all ihres Nachdenkens und Urteilsvermögens vermittelt wird. Die Mutlosigkeit – „Es hat doch sowieso keinen Zweck!“ – ist das Erfolgsrezept der Meinungsdiktatoren, um lästige unbeeinflußbare Meinungen nicht zum Ausdruck kommen zu lassen. Das Totschweigen von solchen, die dennoch geäußert werden, gehört zum gleichen Handwerkszeug.

Die JF zeigt auch Mittel auf, mit denen sich das „Meinungs“-Monopol knacken ließe. Das ist genauso wichtig, da Erfolglosigkeit zu Mutlosigkeit führt – so schließt sich der Teufelskreis, den die JF mit zunehmendem Wahrgenommenwerden erfolgreich durchbricht.

Da treten verschiedene Ärgerlichkeiten und Unausgewogenheiten zurück. Meinungsfreiheit heißt ja vor allem, die freie Meinungsäußerung der anderen zu ertragen und nicht gleich alles zu zerpflücken, was einem gegen den Strich geht.

Cornelius Werhahn, Neuharmhorst

 

 

Zu: „Frischer Fahrtwind“ von Jens Jessen, JF 46/07

Auf die Jugend setzen

Deutschland braucht weniger einen Aufschwung, der, von menschlich kaum noch zu beeinflussenden Marktgesetzen der Wirtschaft getragen, in kurzer Zeit  auch wieder abschwellen muß, als vielmehr einen  Aufbruch zu neuem Gemeinschaftsdenken und -fühlen, in welchen sich patriotischer Wille mit einer neuen Bescheidenheit paart (sie mag gern als „matriotisch“ umschrieben werden), um zu einem neuen Glücksgefühl zu gelangen. Deutschland braucht eine neue Generation der Hemdsärmel-Hochkrempler und muß daher insbesondere auf seine Jugend setzen. Dies ist eine Bildungs-, aber auch eine Erziehungsaufgabe – letztendlich eine Aufgabe der Selbsterziehung. Eine neue „Jugendbewegung“ muß her!

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zum Interview mit Ernst Nolte, JF 45/07 und JF 46/07

Orientierung durch den Papst

Nach welchen Kriterien ist eigentlich bei einem Massenmord das Ausmaß der moralischen Verwerflichkeit oder Abscheulichkeit zu bemessen? Welches Faktum ist mit welchem Gewicht zu berücksichtigen beim Vergleich von zwei oder mehreren Massenmorden in einem Jahrhundert? Welcher Gesichtspunkt ist entscheidend, eines dieser Verbrechen als „neue Qualität“ und „(historisch, moralisch) einzigartig“ zu bezeichnen?

Orientierung gibt die europäische Werteordnung, in deren Mittelpunkt die Würde des Menschen steht, so daß Leben und persönliche Unversehrtheit erstrangig schutzwürdig sind. Papst Pius XI. hatte schon im Jahre 1937 aus gegebenem Anlaß in einer Enzyklika auf die von Gott den Menschen verliehenen Vorrechte auf Leben und auf Unverletzlichkeit des Körpers hingewiesen.

Wer diese Werteordnung respektiert, wird sie bei seiner Urteilsbildung berücksichtigen müssen und deshalb nicht Millionen Tote als „quantité négligeable“ bei der moralischen Wertung ausblenden können. Der Respekt vor den Toten gebietet es, eine „Hierarchisierung“ von Opfergruppen zu vermeiden. Der Hungertod eines ukrainischen Kindes wiegt genauso schwer wie der Tod eines Kindes im Warschauer Ghetto, schreibt Stéphane Courtois im „Schwarzbuch des Kommunismus“. Er fordert als Maßstab, an dem der Historiker die in der Geschichte Handelnden zu beurteilen hat, „vor allem (...) die Achtung vor dem Leben und der Würde des Menschen“.

Hasso von Wedel, Hamburg

 

 

Zu: „Bild der Woche“

Tat Seriosität keinen Abbruch

Ich möchte hiermit mein Bedauern darüber bekunden, daß der geänderten Gestaltung der Zeitungsseiten das Bild der Woche zum Opfer gefallen ist. Nachdem man im Innenteil soviel zum Kopfschütteln gelesen hat, war es doch ganz angenehm, die JF letztlich dennoch mit einem Schmunzeln aus der Hand legen zu können. Ich denke, dieser humorige Abschluß tat der Seriosität Ihres Blattes keinen Abbruch, sondern erweckte einen sympathischen Eindruck, der mit seiner „Frechheit“ auch gut mit der ersten Hälfte Ihres Zeitungsnamens harmonierte. Meiner Meinung nach ein wertvoller Kontrast zur inhaltlichen Ernsthaftigkeit.

 Dr. Martin Heine, Empelde


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