© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 52/07-01/08 21./28. Dezember 2007

UMWELT
Windräder oder Touristen
Volker Kempf

Der ressourcenschonende Inlandtourismus wird in Deutschland immer beliebter. Davon profitiert der Schwarzwald allerdings nur wenig. Warum das so ist, erklärte jüngst Rolf Hergenhahn, Direktor für das Segment Autoreisen von Rewe-Touristik Köln, gegenüber der Badischen Zeitung. Erstens sei versäumt worden, aus dem Ansturm nach dem Mauerfall Stammkunden zu gewinnen. Zweitens könnten die vielen kleinen Hotels zu wenig in moderne Freizeitangebote investieren. Das sei dann erst einmal ein strukturelles Problem. Überhaupt sei das Schwarzwald-Bild von Kirschtorte, Schinken und angestaubten Eichenmöbeln geprägt. Zum Imageproblem kämen zu wenig familienfreundliche Angebote, die Kurtaxe verärgere die Touristen.

Dabei hat der Schwarzwald eine schöne und einzigartige Natur zu bieten sowie wunderbare Aussichten auf die Breisgauer Bucht, die Vogesen und die Alpen. Wandern ist kein Problem, Skifahren schon. Die Schneetage sind seit den achtziger Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Doch auf Ski-Touristen hat der Schwarzwald seit langem gesetzt. Auch kommen bei Touristen die Windräder nicht so gut an; schließlich wollen Gäste die Landschaft erleben und nicht einen Energiepark kennenlernen. Für subventionierten Strom riskiert die Region Einbußen beim Tourismus. Das Problem wird vor Ort mittlerweile wahrgenommen. In Furtwangen wurde kürzlich untersagt, eine Windanlage von 60 auf 150 Meter zu erhöhen. Die Windkraft-Träume dürfen nicht in den Himmel wachsen. Um Besserung ist die Tourismus-Marketing Baden-Württemberg bemüht, die nichts für weniger Schnee kann -aber sie kann Wind für den Erhalt der Landschaft des Schwarzwaldes machen.


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