© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 02/08 04. Januar 2008

Kampf dem Magerwahn
Sinnloser Druck
von Ellen Kositza

Richtig: Der Magerwahn junger Frauen ist ein beklagenswertes Übel. Indes, dürre Mannequins und einschlägige TV-Model-Shows dafür verantwortlich zu machen, führt in die Irre. Das Phänomen diät­extremistischer Mädchen füllte bereits Artikel und Dossiers, als noch gerundete Schönheiten wie Anna Nicole Smith oder Pamela Anderson Furore machten. Magermodels dürften also nur ein Bruchstückchen innerhalb vielfältigster Krankheitsursachen ausmachen. Die Sehnsüchte hinter einer Sucht sind eben selten banal. Als tieferliegende Gründe für den krankhaften Körperfetischismus eßgestörter Jugendlicher nennt die Literatur zuvörderst eine als sinnlos empfundene Überflußgesellschaft sowie den - oft unausgesprochenen - Druck durch eine überehrgeizige Mutter. Magersucht - eine Verweigerungshaltung.

Gerade jenes Bild der karrierebewußten Powerfrau bedienen die Initiatorinnen der aktuellen Kampagne (unter dem hübschen Namen "Leben hat Gewicht") aufs trefflichste: Es sind die Ministerinnen von der Leyen, Schavan und Schmidt, flankiert durch die Frauenbewegte Alice Schwarzer. Mithin Damen, die mit einem Erziehungsalltag wenig zu tun haben. Drum soll's ja auch der Staat richten. So widersprüchlich wie verräterisch heißt es: Es sei eine gute Idee, die Modebranche selbst zu verpflichten, gegen Magermodells vorzugehen.


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