© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/08 11. Januar 2008

UMWELT
Urwaldzerstörung und Korallensterben
Volker Kempf

Flugreisende berichten oft vom erschreckenden Ausmaß zerstörter Regenwälder, weil sie nach einer Stunde Flug noch immer über niedergebranntes Gebiet fliegen mußten und aus den noch sichtbaren Waldgebieten Rauchschwaden aufsteigen sahen. Was vom Flugzeug aus nicht so einfach zu erkennen ist, sind verschwundene Korallenriffe. Dabei geht der Gesamtbestand an Korallen doppelt so schnell zurück wie der des Regenwaldes. Geht die Zerstörung in diesem Tempo weiter, werden 70 Prozent der Korallenriffe bis zum Jahr 2050 verschwunden sein, rechnet die Umweltorganisation Nature Conservancy vor. Damit geht nicht nur ein Großteil der Schönheit unseres einzigartigen Planeten Erde verloren. Denn die Korallen, die nur ein Prozent der Erdoberfläche bedecken, beherbergen ein Viertel aller weltweit lebenden Fischspezies.

"Wichtige große Korallen, wie etwa die Acroporas" seien "zum Teil völlig zerstört". Den "schwersten Einschnitt gab es 1989 während eines starken El-Niño-Jahres. Damals kam es weltweit zur bisher schlimmsten Korallenbleiche", erklärt der Meeresbiologe Jörg Ott von der Universität Wien. Von diesem Einschnitt hätten sich die Korallen nicht erholt, sondern die Zerstörung gehe schneller vor sich als ihre Regeneration. Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen der Urwaldvernichtung und dem Korallensterben. Ersteres ist mit Vorsatz verbunden, letzteres nicht. Die Korallen reagieren nur empfindlich auf den derzeitigen Klimawandel. Ein Naturgesetz ist der anthropogene Klimawandel aber nicht, sondern nach Mehrheitsauffassung der Klimaforscher mit dem Handeln des vernunftbegabten Wesens Mensch verbunden. Nur, wo bleibt da die Vernunft? Die muß vom Aussterben bedroht sein.

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