© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/08 11. Januar 2008

Frisch gepresst

Gefangene Albions. Insgesamt drei Millionen deutsche Soldaten gerieten während des Zweiten Weltkriegs oder unmittelbar danach in britische Kriegsgefangenschaft. Die Historikerin Renate Held, Studienrätin an einem schwäbischen Gymnasium, hat sich in ihrer Dissertation dieses speziellen Aspekts angenommen und beschreibt die Haltung der britischen Gewahrsamsmacht während der fast achtjährigen Zeitspanne zwischen Oktober 1939, als die Besatzungen zweier U-Boote in Gefangenschaft gerieten, bis zur Heimkehr der letzten Deutschen im Juli 1948. Held analysiert die unterschiedliche Stellung der gefangenen Wehrmachtssoldaten, deren Anzahl erst ab 1942 eine nennenswerte Höhe erreichte, im Verlauf des Krieges, wobei diese immer mehr in die britischen Dominions - besonders nach Kanada - deportiert wurden. Einen großen Raum gönnt Held der bereits während des Krieges begonnenen politischen Umerziehung, die nach dem 8. Mai 1945 zwar noch verstärkt wurde, infolge der Massen deutscher Gefangener aber kaum mit der in London gewünschten Effektivität. Nur indirekt verweist Held in ihrem völkerrechtlichen Exkurs darauf, daß laut der Haager Landkriegsordnung, auf welche die Genfer Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen von 1929 aufbaute, jene "nach Friedensschluß binnen kürzester Zeit entlassen werden" sollten - was statt Zwangsarbeit mit "Reeducation" rasche Repatriierung hätte bedeuten müssen (Kriegsgefangenschaft in Großbritannien. Deutsche Soldaten des Zweiten Weltkriegs in britischen Gewahrsam. Oldenbourg Verlag, München 2008, gebunden, 268 Seiten, 34,80 Euro).

Ostpreußen. 1945 fielen den Polen auf dem Bahnhof in Thorn 6.600 Negative aus der Fotosammlung des ostpreußischen Landesdenkmalamts in die Hände. Erstmals 1993 machten polnische Kunsthistoriker in einer zweisprachigen Veröffentlichung ("Die Atlantis des Nordens. Das ehemalige Ostpreußen in Fotografien") auf diesen Schatz aufmerksam. 2005 präsentierte man die heute in Warschau lagernden Bilder in kleinen Ausstellungen, unter anderem in Potsdam (JF 42/05). Diesen Schauen wurde ein Begleitband mitgegeben ("Der Fotograf ist da. Die Bewohner des ehemaligen Ostpreußen auf alten Aufnahmen des Denkmalamtes Königsberg"). Beide Bände sind heute nur noch antiquarisch zu erwerben. Es trifft sich daher gut und befriedigt eine sicher noch bestehende Nachfrage, wenn der Verlag Ellert&Richter nun für einen günstigen Preis nochmals einen Querschnitt aus der Fotosammlung auf den Markt bringt, ein großformatiges Werk, das von Arno Surminski eingeleitet und mit Bildtexten versehen wurde (Hamburg 2007, gebunden, 360 Seiten, Abbildungen, 19,95 Euro).

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