© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  03/08 11. Januar 2008

Das Geschäft der Hedgefonds: "Und plötzlich ist das Haus weg"
Wie Sparkassen die Kredite kleiner Leute verscherbeln
Christoph Martinkat

Der spektakuläre Niedergang der Landesbank Sachsen hat gezeigt, wie sehr deutsche Banken und Kreditinstitute in die riskanten Geschäfte auf dem US-Hypothekenmarkt involviert sind. Die Zeche für deren Geschäftspraktiken zahlt wieder einmal der Bürger. Und manch einer von ihnen gar doppelt, wie der Fall der "Häuslebauer" Rüdiger Lutz und Kathy Thedens beweist. Ihr Haus, durch einen Kredit der Sparkasse finanziert, gehört seit geraumer Zeit einem US-Hedgefonds. Das Geschäft, von dem beide nichts wußten, lief so: Die Sparkasse verkaufte ein Paket von Kleinkrediten weit unter ihrem Gesamtwert an einen Hedgefonds und bekam dafür schnelles Geld. Die Folge: Dem deutschen Staat entgingen Steuereinnahmen, die vom Steuerzahler nun an anderer Stelle aufzubringen sind.

Zudem sind Kreditnehmer wie Lutz und Thedens plötzlich wirtschaftlich ruiniert. Schuldenaufkäufer können ganz legal mehr als den eigentlichen Darlehenswert von Bankkunden verlangen, auch wenn diese ihre Raten bezahlt haben. Denn beim Darlehensverkauf ist die als Sicherheit für die Bank eingeräumte Grundschuld nicht mehr an das Darlehen gebunden. Da sie während der gesamten Laufzeit des Darlehens in voller Höhe besteht, betreiben die "Neuinvestoren" oftmals Zwangsvollstreckungsmaßnahmen in Höhe der Grundschuld und nicht in Höhe des Darlehens. Für Hedgefonds ist das ein lohnendes Geschäft, das Profitraten von mehr als 20 Prozent verspricht. Lutz und Thedens hingegen müssen ihren Kredit nun auf Schlag abbezahlen, andernfalls droht die Zwangsversteigerung. Die Reportage "Und plötzlich ist das Haus weg - Wie Sparkassen die Kredite kleiner Leute verscherbeln" spürt den dubiosen Geschäften nach und fragt nach der Verantwortung der Geldinstitute und deren Aufsichtsgremien, in denen auch Politiker sitzen.

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