© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  04/08 18. Januar 2008

Blick in die Medien
Tatarensturm
Ronald Gläser

Es war das gute Recht der Aleviten, in Köln gegen eine  Tatort-Folge (Titel "Wem Ehre gebührt") zu demonstrieren, in der sie mies dargestellt werden. Schade nur, daß nie jemand gegen die oftmals unfaire Darstellung von uns Deutschen aufbegehrt. Immerhin kopiert der Landesfischereiverband in Baden jetzt die Masche der Alevitengemeinde und kritisierte flugs den ersten Tatort-Krimi in diesem Jahr ("Der Kormorankrieg"). "Die Berufsfischer am Bodensee werden als brutale Trottel dargestellt", jammerten die Verbandsvertreter - wohl nicht ganz zu Unrecht. Ansonsten wird sich am Bild des "häßlichen Deutschen", das in manchen Redaktionen und TV-Anstalten gepflegt wird, aber nichts ändern. Es gibt nur eine klitzekleine Wiedergutmachung in Form von Schadenfreude: Eine ukrainische Freundin kam neulich frustriert aus dem Kinofilm "Der Goldene Kompaß" zurück. "Wer die Bösen sind, das war ja wieder gleich klar - die Russen, auch wenn sie Tataren hießen." In aktuellen Hollywood-Filmen ist eben angesichts des abgekühlten Verhältnisses zwischen Washington und Moskau mal wieder "der Russe" Feindbild Nummer eins.

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