© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Kolumne
Totalitäre Intoleranz
Gabriele Kuby

Papst Benedikt XVI., weltweit anerkannt als einer der größten Geister unserer Zeit, nimmt die Einladung der römischen Universität La Sapienza zu einer Eröffnungsrede des akademischen Jahres am 17. Januar 2008 an. Wie schön, wenn eine Universität den Namen "Weisheit" trägt. Dies läßt hoffen, sie sei der von Papst Benedikt unermüdlich verkündeten Erkenntnis verpflichtet, daß zum Wissen Weisheit gehört, soll es dem Wohl des Menschen dienen. Aber diese Rede konnte nicht stattfinden, weil 67 von 3.000 Professoren die Ausladung des Papstes forderten, angeführt von dem Physiker Marcello Cini, einem 84 Jahre alten Altkommunisten. Das Bemühen des Papstes, eine Brücke zwischen Glaube und Vernunft zu schlagen, hält er für "ein trojanisches Pferd", "um so in die Zitadelle der Wissenschaft einzudringen".

Die Begründung des Protests zeigt, daß die Professoren nicht einmal mehr der Wahrhaftigkeit des Zitierens verpflichtet sind: Sie werfen dem Papst vor, er habe vor 18 Jahren in einer Rede den Inquisitionsprozeß gegen Galilei von 1633 als "gerecht und vernünftig" bezeichnet. Er zitierte aber den agnostischen Philosophen Paul Feyerabend.

Im Gefolge des Professoren-Protests veranstalten linksradikale Studenten eine "antiklerikale Woche", besetzen das Uni-Rektorat und kündigen lautstarke Störungen des Papstbesuchs an. Der Papst hat offenbar keine Lust auf eine Neuauflage des Terrors radikalisierter Studenten, wie er ihn vor vierzig Jahren in Tübingen erlebt hat. Er "verschiebt" seinen Besuch, schickt aber die Rede. Diese beginnt mit der Frage: "Was hat der Papst an der Universität zu tun oder zu sagen?" Seine Antwort: "Er darf gewiß nicht versuchen, andere in autoritärer Weise zum Glauben zu nötigen, der nur in Freiheit geschenkt werden kann ... Vom inneren Wesen seines Hirtendienstes her ist es seine Aufgabe, die Sensibilität für die Wahrheit wachzuhalten."

Das muß verhindert werden, denn die Verkündigung der christlichen Wahrheit über den Menschen ist der kommunistischen, familienfeindlichen Homophalanx ein Dorn im Auge. Zwei ihrer Gesetzesvorhaben sind in Italien am Widerstand der Katholiken gescheitert: die Liberalisierung der Fortpflanzungsmedizin und die "Homo-Ehe". Auf den Fahnen der Wertezerstörer steht "Freiheit, Toleranz und Antidiskriminierung". Jene, die darunter marschieren, zerstören die Freiheit, schaffen ein totalitäres Meinungsklima und diskriminieren die Christen.

 

Gabriele Kuby ist Soziologin, Publizistin und Mutter von drei Kindern. Sie lebt in Rimsting (Oberbayern).

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