© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

UMWELT
Markus Söder warnt vor "Bio"-Sprit
Volker Kempf

Unter Angela Merkels Ratspräsidentschaft verordnete sich die EU 2007 verbindliche Klimaziele: Der Ausstoß an Treibhausgasen soll bis 2020 europaweit um 20 Prozent unter den Stand von 1990 gesenkt werden. Eine darin enthaltene Vorschrift besagt, die EU-Staaten sollen Treibstoffen für den Verkehrssektor bis zum Jahr 2020 mindestens zehn Prozent "Biosprit" beimengen. Damit aber wird der Erdölverbrauch zur Herstellung von Benzin nur gegen mehr Regenwaldverbrauch für den Anbau von Getreide, Soja und Ölpalmen ersetzt. Von daher stellt sich schon lange die Frage, was das bringen soll, zumal die Vernichtung von Regenwäldern ihrerseits für die CO2-Bilanz negativ zu Buche schlägt.

Der bayerische Europaminister Markus Söder hat das Eis jetzt gebrochen, indem er letzte Woche urteilte: "Es ist ökologischer Unfug, wenn in Brasilien der Regenwald abgeholzt wird, um Autofahrer in Europa mit Biosprit zu versorgen." Der CSU-Mann setzt nun auf "ein strenges, verpflichtendes Zertifizierungssystem für pflanzliche Ölprodukte", das ökologische Standards und soziale Fragestellungen einbezieht. Nur, aus dem Zehn-Prozent-Biosprit-Plan wird dann nicht mehr viel werden. Die wissenschaftlich gestützten Warnungen aus Bayern werden bereits in der EU-Kommission geteilt: Der wachsende Anbau von Pflanzen für den Biosprit sei mit größeren ökologischen und sozialen Problemen verbunden als gedacht, warnte der griechische EU-Umweltkommissar Stavros Dimas. Eine einfache, technisch problemlos umzusetzende Klimaschutzlösung gibt es nicht, solange die Lebensansprüche und die Zahl der Partizipanten EU-weit zunimmt. Wie jetzt weiter? Einfach mit Ehrlichkeit, denn die hat die Politik am nötigsten.

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