© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Frisch gepresst

Libertär. Der Publizist Roland Baader gilt als einer der profiliertesten liberal-freiheitlichen Denker  Deutschlands. Der Chefredakteur des einschlägigen libertären Organs Eigentümlich frei, André Lichtschlag, bezeichnet seinen Stammautor als würdigen Schüler seines Freiburger Lehrers Friedrich August von Hayek. Dessen Modell der drei tragenden Säulen erfolgreicher Gesellschaften - der Schutz des Eigentums, die Wertschätzung der Familie und die positive Einstellung zum Wettbewerb - bestimmt die Beiträge Baaders, die nicht zuletzt hin und wieder auf dem Forum der JUNGEN FREIHEIT veröffentlicht wurden. So geht er in den nun zusammengestellten "55 Streitschriften für die Freiheit" auf gesellschaftliche Mißstände wie Gesinnungsdiktatur, die immer grotesker steigende Kontrolle des Bürgers, die sogar den Tabakkonsum reglementiert, oder das Bürokratiemonster Antidiskriminierungsgesetz ein. Zu besonderer Form läuft Baader aber immer auf, wenn es um die Verirrungen des Wirtschafts- und Kapitalwesens geht, bei denen er die Abkehr von der Goldbindung, die Schuldenpolitik oder die staatlichen Gängeleien der Marktwirtschaft anprangert. Baader widerspricht mit seinen Analysen auf jeden Fall vielen Zerrbildern, mit denen freiheitliche Ansätze gern als unmenschlicher Neoliberalismus gebrandmarkt werden (Markt oder Befehl. Lichtschlag Verlag, Grevenbroich 2007, broschiert, 361 Seiten, 24,80 Euro).

Drittes Reich. Die Publikation des Verwaltungsjuristen und zuletzt als Berater des Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern tätigen Autors Bernd Hartwig schlägt im Kanon der derzeitigen Rückblicksflut auf die Machterlangung der Nationalsozialisten vor 75 Jahren eine ganz eigene Note an. Hartwigs Titel "Die Dinge lagen damals anders" (Ein Bericht über die Hitler-Zeit 1933-1945. Karin Fischer Verlag, Aachen 2007, broschiert, 212 Seiten, 16,80 Euro) könnte auf den ersten Blick als revisionistischer Versuch einer historischen Aufbereitung des Dritten Reiches interpretiert werden. Allerdings geht der 1926 geborene Autor nur insoweit auf die große Politik ein, wie diese seinen damaligen Horizont beeinflußte. Vielmehr bestechen die prägnanten Schilderungen des Lübecker Jungen, späteren Hitlerjungen und Wehrmachtssoldaten durch die gelungenen Milieuskizzen seines bürgerlichen Umfeldes. Daß dieses weniger durch eine diktatorische NS-Unrechtspolitik als durch den 1942 erlebten furchtbaren britischen Fliegerangriff auf seine Heimatstadt oder die Erlebnisse im Krieg erschüttert wurde, versucht Hartwig deutlich zu machen und damit einer im zeitlichen Abstand zunehmenden pauschalen Verurteilung der gesamten damaligen Zeitgenossenschaft zu widersprechen.

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