© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  05/08 25. Januar 2008

Werbeverzicht
Revolutionsdrama
Curd-Torsten Weick

Was haben Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Lothar Bisky von der Linkspartei gemeinsam? Nichts. Rein gar nichts - könnte man meinen. Doch weit gefehlt. Wenn es um die Abschaffung der Werbung in den öffentlich-rechtlichen Medien geht, paßt zwischen beide kein Blatt Papier. In Anbetracht der Liebesgeschichten mit der Sängerin Carla Bruni hatte der Gaullist zu Jahresbeginn die Flucht nach vorn angetreten und eine "kulturelle Revolution" ausgerufen. Dieser französischen Werbeverzichts-Revolution wollte sich dann auch die FDP nicht verschließen. Bereitwillig nahmen die Liberalen den Ball auf und legten den Finger in die Wunde. "Wer nicht auf externe Zahlungen angewiesen ist, agiert unabhängiger, glaubwürdiger und objektiver", erklärte der kultur- und medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Christoph Waitz. Unabhängiger, glaubwürdiger und objektiver? Welch Wink mit dem Zaunpfahl! Derweil reiben sich die Privaten schon einmal die Hände und frohlocken. "In ganz Europa wächst der Druck auf die Öffentlich-Rechtlichen", erklärte der Chef des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), Jürgen Doetz. In ganz Europa? In Deutschland jedenfalls halten ARD und ZDF die Stellung - winken mit saftigen Gebührenerhöhungen und drohen mit dem Ende der Hörfunkprogramme. Sarkozy, Bisky und die FDP sind da nicht von Belang.

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