© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  06/08 01. Februar 2008

WIRTSCHAFT
Nur ein Pyrrhussieg
Jens Jessen

Wichtigstes Gremium der US-Zentralbank (Fed) ist das Federal Open Market Committee, das die Geld- und Währungspolitik der Vereinigten Staaten betreibt. Alan Greenspan hat als Chef dieses Gremiums der Immobilien-Spekulationsblase keinen Einhalt geboten. Als der Markt mit Ramsch-Hypotheken 2007 kollabierte, konnte vermutet werden, daß sein Nachfolger Ben Bernanke die zentrale Rolle, die der Wohnungssektor für die US-Wirtschaft seit 2001 spielt, falsch beurteilte. Zwei Drittel bis drei Viertel des Wirtschaftswachstums in den USA entfielen auf Direktinvestitionen in Immobilien und auf Gelder, die durch Umschuldung von Hypothekendarlehen freigesetzt wurden. Die stark steigenden Häuserpreise gaben den Amerikanern das Vertrauen und das nötige Geld, um mehr auszugeben, als sie einnahmen. Während der Dow-Jones-Aktienindex nur geringfügig verlor, reagierte der Dax panisch.

Die überzogene US-Zinssenkung vom 21. Januar sollte den Druck von den angeschlagenen Finanzinstituten nehmen und die Anleger an den Börsen beruhigen. Tatsächlich gibt die Fed vor, mit Zinssenkungen und einer Flutung von Liquidität die aktuelle Krise ertränken zu können. Sie weiß aber, daß sie das nicht mehr lange durchhalten kann, ohne die US-Volkswirtschaft nachhaltig zu beschädigen. Die steigenden Preise für Nahrungsmittel, Energie und andere Güter erzeugen inflationäre Tendenzen. Der weiche Dollar würde noch weicher werden. Der Fed sind dann alle Instrumente aus der Hand geschlagen, mit der eine Rezession in den USA verhindert werden kann. Kurzfristig wird mit einem sinkenden Dollar die Arbeitslosigkeit aus den USA in die Volkswirtschaften Europas oder Japans exportiert werden. Das aber wäre ein Pyrrhussieg für das mächtigste Land der Welt.

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