© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/08 08. Februar 2008

Deutsche Interessen am Hindukusch?
Wahrheit und Irrtum
von Daniel Herrnstein

Wahrheit und Irrtum gehen in der Diskussion um "Noch mehr Germans to the front!" wild durcheinander. Wahr ist, daß die USA und ihre Verbündeten die Lage in Afghanistan nicht unter Kontrolle bekommen. Die ultimative Forderung des US-Verteidigungsministers nach noch mehr deutschen Truppen spricht eine klare Sprache. Tatsache ist, daß sich Washington übernommen hat und daß immer mehr Strategieexperten der Meinung sind, daß der Krieg militärisch so, wie ihn die USA führen, nicht zu gewinnen ist. Andererseits erklären auch sonst kluge Leute, daß es trotzdem nötig sei, mehr Truppen in diesen Krieg zu schicken. Ein Irrtum ist aber, daß deutsche Soldaten aus Bündnistreue zur Nato in Afghanistan sind. Die internationale Isaf-Truppe basiert vielmehr auf den Bonner Beschlüssen vom Dezember 2001 und den folgenden Resolutionen des Weltsicherheitsrats.

Unklar ist bis heute, welchen deutschen Interessen dieser Auslandseinsatz der Bundeswehr überhaupt dient. Über das Niveau des Bonmots aus dem Munde eines nicht gerade für die Brillanz seines Geistes bekannten Parteisoldaten, Deutschlands Sicherheit werde am Hindukusch verteidigt, ist die Diskussion über das Wie und Warum kaum hinausgekommen. Es ist keine Empfehlung für unsere "Eliten" in Parteien, Parlament und Presse, daß sie zu einer strategischen Diskussion über deutsche Interessen vielleicht gar nicht mehr imstande sind.

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