© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  07/08 08. Februar 2008

Meldungen

Die Seele auf der Bühne der Justiz

WEINHEIM. 1881 beschloß der Deutsche Bundesrat die Einführung einer "Reichskriminalstatistik". Um die Jahrhundertwende gab es dann bereits mehrere Fachzeitschriften, die sich primär kriminologischen Fragen widmeten, und kriminaltechnische Labore entstanden. 1912 weihte man in Graz das erste "kriminalistische Universitäts-Institut" Europas ein. Damit kam die Institutionalisierung einer neuen, wissenschaftlichen Form der Verbrechensbekämpfung vorläufig zum Abschluß. In seiner Sondierung zu Tendenzen der interdisziplinären Erforschung dieser "Verwissenschaftlichung des Sozialen" betont Milos Vec (Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, 30/07), wie stark der Einfluß der "Biologisierung der kriminologischen Deutungen" gewesen sei und wie rasch sich eine naturwissenschaftlich unterbaute "Anthropologie des Kriminellen" herausgebildet habe. Folglich konnte gegen den "geborenen Verbrecher" zunehmend "präventiv" eingeschritten werden. Justiz, Kriminalistik und Psychiatrie hätten dabei unter der "Parole der Gemeinwohlförderung" und im Rausch eines "hochgestimmten Wissenschaftsoptimismus" ein "illiberales Strafrecht" geformt und der Politik "Handlungsermächtigungen mit fatalen Konsequenzen" erteilt.

 

Neues Bauen und mangelnde Prägnanz

HEIDE. "Zweck und Bedürfnis ist die Grundlage jeder Bauidee." Nach diesem Credo verfuhren die Architekten der "Neuen Sachlichkeit" vor achtzig Jahren, deren Bauten heute als "klassische Moderne" figurieren. Dieser ästhetische Minimalismus feiert aber auch gegenwärtig wieder Triumphe - republikweit in jedem Industriepark zu besichtigen. Ulrich Höhns präsentiert einige dieser "neuen Büro- und Gewerbebauten", wie sie auf den grünen Wiesen zwischen Flensburg und Lübeck entstanden sind (Nordelbingen 76/2007). Obwohl die Ungetüme aus Stahl und Glas kaum voneinander zu unterscheiden sind, will Höhns das Motiv der Bauherren darin sehen, ihre Arbeitsstätten "identifizierbar" zu machen und so "Architektur als Markenzeichen" einzusetzen. Schaut man auf die von Höhns ausgewählten Illustrationen höchst uniformer Bauten, ist diese erwünschte Prägnanz schwer zu entdecken. Insofern handelt es sich hier wohl eher um einen mißlungenen Versuch zur Traditionswahrung, da bislang noch kein Glaspalast die Wirkung der von Höhns zu Recht gerühmten  "neusachlichen" AEG-Turbinenhalle in Berlin-Moabit oder Fritz Högers expressionistischem Hamburger Chilehaus erreicht hat - auch nicht das "expressiv gestaltete BMW-Werk in Leipzig".

 

Erste Sätze

Am Abend des 27. Februar 1933 brach im Gebäude des Deutschen Reichstages ein Brand aus.

Georgi Dimitroff: Reichstagsbrandprozeß. Dokumente, Briefe und Aufzeichnungen, Berlin 1946

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